Gerlinde Sommer zu dem, was zum Abendland gehört

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wir teilen unsere Zeit in Abschnitte ein: Tag, Woche, Monat. Aber auch Advent oder Fastenzeit. Und jetzt kommt – am Ende der Fastenzeit – die Karwoche. Aber das ist im christlichen Abendland für viele Menschen sehr weit weg. Sie haben kaum Bezug zu diesem Christentum. Es wird oft gar nicht mehr so sehr als verdienendes Element verstanden, sondern als etwas Abgrenzendes, Ausschließendes.

So ist der Lauf der Zeit. Und deshalb darf es kaum verwundern, wenn viele mit Palmsonntag wenig anzufangen wissen. Gefeiert wird der Einzug Jesu in Jerusalem – und von diesem Sonntag der Freude ist es nur ein kurzer Weg bis zu jenem „Kreuzige ihn“, das am Karfreitag erschallt. Erst dieses Hochjubeln und dann dieses Fallenlassen und Ablehnen ist etwas zutiefst menschliches – und zwar mit Blick auf die Schattenseite unseres Seins. Gerade deshalb lohnt die Beschäftigung mit Palmsonntag und Karwoche auch abseits des christlichen Glaubens als Blick in den Spiegel unserer Existenz.

g.sommer@tlz.de