Elmar Otto über Wunschkennzeichen.

Widmen wir uns heute mal nicht der Covidkrise oder Koalitionskabalen. Sondern versuchen wir einfach, tiefenpsychologisch die Zusammenhänge von Führungspersönlichkeiten und ihren Autokennzeichen zu ergründen.

Immerhin verraten die Nummernschilder manchmal einiges über die Personen hinter dem Steuer oder im Fond – je nach Status. Sehr beliebt dabei: die Initialen von Vor- und Nachnamen, idealerweise ergänzt durch Ziffern, die Rückschlüsse auf den Geburtstag geben.

Als nun ein Kollege in dieser Woche Staatssekretärin Katharina Schenk trifft, scheint für ihn kennzeichentechnisch zunächst alles klar: Das solistische K, das auf die drei Buchstaben für Schenks Wohnort folgt, steht für ihren Vornamen. Denkt er zumindest.

Aber ist das wirklich so? Und was hat es mit den drei Zahlen auf sich? Sie lassen sich so gar nicht in ein Tage-Monats-Raster pressen.

Halter eines besonders sportlichen Fahrzeugs aus Zuffenhausen rangeln bei der Zulassungsstelle gerne um 911. Aber auch das kommt hier nicht infrage.

Die Auflösung ist am Ende simpel: Das K stehe für Kommunen, erläutert Schenk, die im Ministerium für alles rund um Gemeinden, Städte und Landkreise zuständig ist. Und die 634 sei die Anzahl der Kommunen, die es bei ihrem Amtsantritt im März vergangenen Jahres noch gegeben habe.Das nennen wir anerkennend: Identifikation mit dem Job.

Personalisierte Kennzeichen sind bei Politikern eigentlich sowieso verpönt. Weil die Luxusschlitten, in denen sie durchs Land kutschiert werden, ja streng genommen den Steuerzahlern gehören und sie sich selbst normalerweise nicht so in den Vordergrund stellen möchten. Aber Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel, vor allem bei Zeitgenossen mit besonderem Sendungsbewusstsein.

So gab es in Thüringen einst einen Regierungssprecher und Medienstaatssekretär, der mit PZ durch die Gegend fuhr. Inzwischen geht Peter Zimmermann längst andere Wege und machte vor einigen Monaten nur kurz von sich reden, weil er mitten in der Pandemie ein geselliges Abendessen mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn veranstaltete, um Spenden für den Bundestagswahlkampf des Christdemokraten zu sammeln. Dass Spahn wenig später corona-positiv getestet wurde, soll an dieser Stelle keine weitere Rolle spielen. Und welche Initialen Zimmermann aktuell aufs Blech prägen lässt, können wir nur vermuten.

Gut in Erinnerung ist uns auch noch ein Ex-Innenminister. Seine zwei dunklen Limousinen waren leicht an der Buchstabenfolge EF-KL zu identifizieren. Wobei die Kombination nichts mit „Kommunalliebe“ zu tun hatte. Vielmehr lebte Manfred Scherer an den Dienstwagen den Faible für seine pfälzische Heimat Kaiserslautern aus.

Zurzeit sind uns derartige Spleens nicht überliefert. Das politische Spitzenpersonal im Freistaat mag es zwar gerne luftgefedert und sänftenartig, aber möchte bei anhaltend grassierendem Virus und beginnendem Vorwahlkampfgetöse nicht auch noch durch Wunschkennzeichen in die Schlagzeilen.