Elmar Otto über geplante Fördermittelkürzungen für den ländlichen Raum und kostenpflichtiges Parken in den Dörfern.

Kaum hat der Thüringen Monitor ans Licht gebracht, dass sich Bürger im Freistaat, na, formulieren wir es nicht ganz so streng: weniger wertgeschätzt fühlen. Da nimmt sich die Bundesregierung auch schon ihrer an. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) will offenbar die Finanzierung bestimmter Programme, von denen in der Vergangenheit der ländlichen Raum profitierte, ordentlich zusammenstreichen.

Dieses Vorhaben rief sogleich den Oppositionsführer im Landtag auf den Plan: Mario Voigt. Der wohnt in Jena, aber stammt, wie er gerne erzählt, aus einer kleinen Gemeinde in Ostthüringen. Deshalb kann Voigt das dem Liberalen, auch nicht durchgehen lassen. Selbst wenn er daran festhält, unter anderem am liebsten mit Lindners Parteifreund Thomas Kemmerich ab 2024 gerne eine Koalition zu schmieden. Was allerdings mangels Masse wohl ausfällt. Aber das nur am Rande.

Voigt, der ein Faible für Alliterationen hat wie „Ramelow Regierung“, nimmt deshalb gerne die Wortschöpfung des Boulevard auf und poltert, nach „Habecks Heizhammer“ drohe jetzt der nächste Substanzverlust im ländlichen Raum. Nur das passende rhetorische Stilmittel ist ihm wohl nicht eingefallen. Wir schlagen „Lindners Landlust“ vor. Okay, eigentlich müsste es „Unlust“ oder „Frust“ heißen, aber was tut man nicht alles für literarische Schmuckelemente.

Man könnte beinahe meinen, Lindner habe seine Schnapsidee mit einem Verband abgesprochen, der sonst eher ein kritisches Auge auf den Porsche-Fan wirft: die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Die stellt bekanntlich gerne die PS-protzigen und Kohlenstoff katapultierenden Fahrzeugflotten von Regierungen an den Pranger.

Mit ihrem jüngsten Vorstoß nimmt die DUH nun aber auch die Dörfler ins Visier. Sie will das kostenlose Parken abschaffen – und zwar auch auf dem Land. Also dort, wo man ohne Auto schnell zur menschlichen Immobilie wird, weil nämlich nur zweimal am Tag oder überhaupt kein Bus fährt und man sämtliche Einkäufe und Arztsprechstunden nur noch online machen könnte. Wobei das natürlich auch nicht klappt, weil es im Idealfall kein Internet gibt.

Dörfler mit Dreiseithof oder großem Grundstück müssen sich über gestiegene Parkgebühren keine Sorgen machen. Aber ist man auf die Straße angewiesen, drängt sich demnächst vielleicht die Frage auf: Was ist billiger: pesen oder parken? Wer aus Not am Ende nur noch durch die Gegend kurvt, braucht keine teure Wohnung mehr.

Es gibt Probleme, die lösen sich von selbst.