Elmar Otto zu Personalien bei der SPD.

Es ist schön, wenn Parteien über personelle Alternativen verfügen. Vor allem bei Spitzenpositionen.

Nehmen wir beispielsweise die Thüringer SPD. Es gab eine Zeit, da drehte ein gewisser Christoph Matschie als sozialdemokratischer Vordenker im Land einsam seine Runden.

Selbst wenn immer mal wieder wurde versucht, ihm den Vorsitz streitig zu machen. Matschie biss sich durch und blieb – von 1999 bis 2014. So lange wie niemand vor ihm. Nebenbei erledigte er noch Jobs als Bundesbildungsstaatssekretär, Landtagsfraktionschef und freistaatlicher Bildungsminister.

Wobei „nebenbei“ kümmert man sich ja eher um den Parteivorsitz. Das machte so ähnlich zumindest Matschies Nachfolger klar. Andreas Bausewein betonte ausdrücklich, dass er hauptberuflich Erfurter Oberbürgermeister und der SPD-Vorsitz ein Ehrenamt ist. Das stimmt zwar, eigentlich. Aber einer stark kriselnden Partei muss man eben doch etwas mehr Aufmerksamkeit schenken und sie nicht immer lustloser vom Rathaus aus führen. Das sah irgendwann auch Bausewein ein und überließ nach drei Jahren den Chefsessel lieber anderen.

Weil Kapitäne für sinkende Schiffe allerdings nicht leicht zu finden sind, stand 2018 für einige Monate kommissarisch Heike Taubert am Ruder. Die war einige Jahre zuvor zwar eine glücklose Spitzenkandidatin, hatte es allerdings dennoch in der ersten rot-rot-grünen Landesregierung zur Finanzministerin gebracht und dort Profil gewonnen. Die SPD-Führung
übernahm dann aber doch lieber Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee.

Warum auch nicht? Allein der Name des gebürtigen Geraers und ehemaligen Leipziger Oberbürgermeisters und Ex-Bundesverkehrsministers strahlte schon über die Landesgrenzen hinaus. Bei der Landtagswahl 2019 jedoch nützte das nichts. Die Genossen schmierten weiter ab. Mangels ernstzunehmender Konkurrenz und natürlich vor allem aus besonderem Verantwortungsgefühl blieb Tiefensee im Amt, führt weiter das Wirtschaftsressort und ist im neuen R2G-Minderheitenkonstrukt sogar Vizeministerpräsident.

Doch der mittlerweile 65-Jährige hat eingesehen, dass es schönere Aufgaben gibt, als eine nicht gerade auf Erfolgskurs eingeschwenkte Landes-SPD in einen weiteren Wahlkampf zu führen. Und nun?

Logisch, jetzt will sich die Partei alle Zeit der Welt nehmen, um ganz in Ruhe und demokratisch geeignete Bewerber auszumachen.

So weit die Theorie.

In der Praxis hat der alles andere als öffentlichkeitsscheue Innenminister Georg Maier seine Truppen längst hinter sich versammelt (siehe Berichterstattung dieser Woche).

Das stößt im linken Lager auf Widerstand.

Die einstige Juso-Vorsitzende und Parlamentarische Geschäftsführerin der Landtagsfraktion, Diana Lehmann, wäre als Vorsitzende sicherlich ebenso geeignet.

Warum also nicht eine „attraktive Doppelspitze“, wie sie die AG Sozialdemokratischer Frauen ins Spiel gebracht hat?

Hmmm, wiese dann nicht gleich kein Trio?

Fraktionschef Matthias Hey ist schließlich – mit Verlaub – noch geeigneter. Aber leider muss man ihn bei Personalien immer zum Jagen tragen.

Ganz mutig und innovativ wäre natürlich ein Quartett.

Die Gedanken sind bekanntlich frei.

Landeskorrespondent Elmar Otto erreichen Sie unter e.otto@tlz.de