Elmar Otto über rot-rot-grüne Probleme.

Rot-Rot-Grün streitet sich gern. Das ist so. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Und okay, an den regelmäßigen Knatsch hat man sich gewöhnt. Koalitionäre sind in gewisser Hinsicht wie pubertierende Kinder. Nur schlimmer.

In den Haaren lagen sich dieses Mal: der Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der Staatskanzlei und Beauftragter der Landesregierung für jüdisches Leben in Thüringen und die Bekämpfung des Antisemitismus, der außerdem Minister für Infrastruktur und Landwirtschaft ist und Benjamin-Immanuel Hoff heißt, mit der Ministerin für Umwelt, Energie und Naturschutz, Anja Siegesmund.

Die Grüne regte sich nachhaltig darüber auf, dass der Linke als einziges Kabinettsmitglied für seine Visitenkarten ein DIN-A-4-Format benutzen darf und damit den Waldbestand gefährdet.

Zugegeben, das wäre zu profan und haben wir uns ausgedacht. In Wirklichkeit ging es um Mäuse und Hamster. Kein Witz.

Damit das klar ist. Nichts gegen ökologische Landwirtschaft. Aber wenn die Bauern um Hilfe rufen, weil die kleinen Nager in Scharen über ihre Felder herfallen, sollte man schon zu seiner Verantwortung stehen. Oder?

Bei aller Anteilnahme für Cricetus cricetus oder, wie weniger zoologisch bewanderte Städter ihn nennen, den Feldhamster. Der scheint auf der heimischen Scholle besonders bedroht und soll nicht durch Gift, das für Mäuse gedacht ist, weiter dezimiert werden, fordert Siegesmund.

Doch irgendwie ist es in Thüringen zum Mäusemelken. In Sachsen-Anhalt gibt es bei gleicher Problemlage nämlich weit weniger Stress.

Bei unseren Nachbarn dürfen die Bauern selbst über den Gifteinsatz entscheiden. Und da hat diesbezüglich auch eine Grüne das Sagen. Allerdings ist die eben nicht nur Umwelt-, sondern auch Landwirtschaftsministerin (und auch noch Psychologin und in Köln geboren -„Alaaf!“). Claudia Dalbert bringt also für beiden Seiten offenbar aus vielerlei Gründen mehr Verständnis auf.

Der Stress zwischen Hoff und Siegesmund ist zwar inzwischen beigelegt. Aber vielleicht sollte man im Freistaat nach der nächsten Wahl den Ressortzuschnitt einfach mal überdenken.

Apropos, Wahl. Wird jetzt eigentlich im April ein neuer Landtag gewählt, wie es die Stabilitätsvereinbarung von Linke, SPD und Grünen mit den ihnen in freundschaftlicher Abneigung verbundenen Christdemokraten vorsieht?

Kann sein. Versprochen ist versprochen. Aber so wie die Katze, die das Mausen nicht lässt, kommt der geschmeidige Homo politicus oft nicht ohne gebrochenes Versprechen durch die Legislatur.

Spätestens jedoch im Herbst 2021, wenn die Bundestagswahl ansteht, heißt es auch für Rot-Rot-Grün und den konservativen Anhang: aus die Maus.

Die nächsten „Thüringer Spitzen“ erscheinen am 24. Oktober. Landeskorrespondent Elmar Otto erreichen Sie unter e.otto@tlz.de.