Elmar Otto über politische Früchte.

Eines muss man Thomas Kemmerich lassen. Den Vergleich mit dem glitschigen Obst hatte er sich gut zurechtgelegt (oder legen lassen). Wie einfach sich doch eines der größten politischen Beben der jüngeren Thüringer, ja bundesrepublikanischen Geschichte in einem simplen Satz zusammenfassen lässt. Respekt.

Der mit den Stimmen der Alternative für Deutschland zum Kurzzeitministerpräsidenten gekürte FDP-Landes- und Landtagsfraktionsvorsitzende sagte im MDR-Sommerinterview: „Die AfD hat mir eine Banane hingeworfen und ich bin darauf ausgerutscht.“

Kann ja mal passieren. Glücklicherweise nichts gebrochen. Und endlich wissen wir, woher der
Begriff Bananenrepublik kommt.

Kurz haben wir überlegt, ob Kemmerich, der gewiefte Geschäftsmann, nicht aus der Not eine Tugend machen sollte. Der Liberale, der sich bekanntlich hervorragend mit Haaren und ein bisschen mit Armbanduhren auskennt, könnte demnächst doch noch in Südfrüchte investieren. Aber wir wollen der Branche nicht zu viel zumuten.

Was seine politische Zukunft angeht, da blieb Kemmerich möglichst vage. Er will wieder als Parteichef antreten. Aber ob er im nächsten Jahr erneut Spitzenkandidat wird? Mal sehen.

Natürlich würde er gerne beweisen, dass er die Freidemokraten, denen momentan die Fünf-Prozent-Hürde ordentlich zu schaffen macht, im Landtag halten kann.

Aber reicht dafür sein Rückhalt in der Thüringer FDP? Schwer einzuschätzen. Es rumort zumindest. So lange kein Gegenkandidat in Sicht ist, der es sich nicht nur zutraut, sondern der eine realistische Chance hat, wird keine Bewegung in die Personalie kommen.

Hach, da haben es die Mitbewerber leichter.

Nun gut, zu den Grünen fällt uns momentan nicht viel ein. Dort dürfte die Antwort auf die Spitzenkandidatinnenfrage zugegebenermaßen auch interessant werden.

Aber bei der SPD scheint alles in Butter. Sie setzt auf die sogenannte „Maier-Melange“. Mit dieser Mischung aus Law and Order und sozialem Gewissen soll Innenminister Georg Maier die Sozialdemokraten aus der Krise führen.

Bei der Union darf es ein Duo richten. Dabei wollen der Bundestagsabgeordnete Christian Hirte als designierter Parteivorsitzender und Landtagsfraktionschef Mario Voigt als potenzieller Spitzenkandidat an einem Strang ziehen. Wir hoffen nur, in die gleiche Richtung.

Bei der AfD wiederum sollte es mit dem Teufel zugehen, wenn nicht der dort allseits geschätzte Björn Höcke den zweiten Anlauf nimmt. Auf der gaaanz rechten Außenlinie des politischen Spielfelds stürmt er konkurrenzlos.

Auf der linken Seite sieht es genauso aus. An Ramelow kommt und will niemand in der Partei vorbei. Ohne ihn wäre die Linke nur in Hälfte wert, oder sagen wir, Dreiviertel. Vorbehalte, im Freistaat würde mit den Genossen der Sozialismus oder Schlimmeres zurückkehren, sind längst ausgeräumt. „Es gibt mit einem linken Ministerpräsidenten sogar noch Bananen“, frotzelt Ramelow gerne.

Der gelben Staudenfrucht kommt in der Thüringer Politik eine größere Bedeutung zu, als man denken würde.

Landeskorrespondent Elmar Otto erreichen Sie unter e.otto@tlz.de