Elmar Otto über Politik in Pandemie-Zeiten.

Wir wissen nicht, ob die Sozialdemokratin Malu Dreyer und der Grüne Winfried Kretschmann den Unionschristen Mark Hauptmann bislang kannten. Aber seit Donnerstag dürfen sie ihn Wahlkampfhelfer nennen.

Für Dreyer und Kretschmann geht es am Sonntag um das Ministerpräsident:_*Innen-Amt (Gendern ist klasse, wenn man Sonderzeichen mag). Und beide müssen sich keine Sorgen machen. In Rheinland-Pfalz wird die CDU ebenso wenig zu alter Stärke zurückfinden wie in Baden-Württemberg.

Zugegeben, das liegt nicht in erster Linie am mittlerweile ehemaligen Südthüringer Bundestagsabgeordneten Hauptmann. Dafür haben vor allem seine einstigen Fraktionskollegen Georg Nüßlein und Nikolas Löbel gesorgt – wegen ihres nicht ganz uneigennützigen Engagements im Zusammenhang mit der Beschaffung von Schutzmasken.

Nur zur Erinnerung und als kleine Anleitung, wie man sich sein Image bei der Wählern gänzlich versaut: Gegen Nüßlein wird wegen des Anfangsverdachts der Bestechlichkeit ermittelt. Löbel hat eingeräumt, dass seine Firma Provisionen von rund 250.000 Euro für das Vermitteln von Masken-Kaufverträgen erhalten hatte.

Für Hauptmann, der vehement dementiert, sich an der Pandemie bereichert zu haben, gilt indes weiter die Unschuldsvermutung. Aber der beinahe Zweimetermann, bei dem Selbstbewusstsein und Körperlänge bestens korrespondieren sollen, muss sich vorwerfen lassen, seine privatwirtschaftliche Tätigkeit neben dem Mandat nicht ausreichend von seinem Abgeordnetenjob getrennt zu haben.

Dabei ist das ganze Covid-19-Krisenmanagement auch ohne politische Raffkes und Luftikusse verworren genug. Die Sache mit den Öffnungen gleicht einer Lotterie. Nur dass man bei 6 aus 49 mit eins zu einer Million sogar noch eine vergleichsweise reelle Chance hat. Im wahren Leben muss man schon in Haare machen, um sich freuen zu dürfen.

Denn merke: Friseure dürfen öffnen, Kneipen nicht. Schulen und Kitas nur bei Vollmond und gleichzeitiger Inzidenz von … [aktuellen Wert bitte selbst eintragen].

Auch das mit dem Impfen klappt suboptimal. Nun gut, in Thüringen hoffen wir jetzt auf diesen sowjetischen Satelliten, dem Putin ein V geschenkt hat und der jetzt als Vakzin daherkommt. Aber ansonsten können wir uns an diese Q-Tip-Quälerei nicht gewöhnen, bei der entweder das Kleinhirn leidet oder die Mandeln perforiert werden. Im Stillen ärgern wir uns heute noch, nicht frühzeitig in so eine Wattestäbchen-Bude investiert zu haben.

Erschwerend hinzu kommt: Die einen halten das Virus weiter für ein mexikanisches Bier, das höchstens bei fahrlässiger Überdosierung eventuell die Leber schädigt. Die anderen meinen Aldi Nord und Aldi Süd seien Bundesländer, in denen es die Ministerpräsidenten mit den Schnelltests ausnahmsweise gebacken kriegen.

Apropos, gebacken. Wenn das Ganze nicht so traurig wäre, könnte man pünktlich zum Einjährigen an eine Corona-Torte denken. Ohne Kerze natürlich, weil das mit dem Auspusten und den Aerosolen… Sie wissen schon.