Elmar Otto über Führungsfragen.

Eigentlich wollten wir an dieser Stelle etwas über die Thüringer CDU schreiben. So als kleine Aufmunterung. Dort formiert sich bekanntlich für die Landtagswahl mit Christian Hirte und Mario
Voigt eine Art Doppelspitze. Jüngst nannten wir das Gespann aus designiertem Landesvorsitzenden und Fraktionschef in einem Kommentar ein „dynamisches Duo“ und mussten feststellen, dass diese Bezeichnung und einiges andere in dem Text nur semi-gut ankam.

Also dachten wir, eine wohlwollende Schilderung über das Potenzial der selbst ernannten Thüringenpartei könne nicht schaden. Wir wollten unseren Beitrag in etwa so beginnen: „Die Zukunft der stolzen freistaatlichen Christdemokratie wurde jüngst in die Hände eines dynamischen Duos gelegt. Die beiden Altministerpräsidenten Bernhard Vogel (87 Jahre) und Dieter Althaus (61 Jahre) sagten dem Landesverband mal eben, wo es perspektivisch personell langzugehen hat. So geht Aufbruch …“

Kaum hatten wir die Sätze geschrieben, waren wir unsicher ob deren Wirkung.

Aber glücklicherweise gibt es noch eine andere politische Kraft, die zurzeit wieder schwer im Kommen ist. Man könnte sogar sagen: Sie und ihr neuer Hoffnungsträger erleben gerade ihren zweiten Frühling. Die Rede ist von der altehrwürdigen Sozialdemokratie. Zwar widmeten wir ihr vor genau einer Woche an dieser Stelle schon ein paar Zeilen. Aber seitdem ist bekanntlich alles anders. Die am vergangenen Samstag gewählte Überschrift „Attraktive Doppelspitze“ ist Geschichte.

Der Mann der Stunde, der schon immer wusste, dass er es ist, konnte ausreichend viele Genossen von seinen Qualitäten überzeugen. Georg Maier, vor 53 Jahren im baden-württembergischen Singen geboren und vor fünf Jahren nach Thüringen gekommen, hat in seiner neuen Heimat eine politische Bilderbuchkarriere hingelegt. Anfangs als Wirtschaftsstaatssekretär eroberte er mit bewundernswert strammen Waden Wald und Flur. Als Innenminister stilisierte er sich zum Simson-Sozi und hat soeben die innenministerielle Prominenz der Republik in Erfurt begrüßt.

Der zuvor eingeleitete finale Schritt hin zu Parteivorsitz und Spitzenkandidatur scheint die logische Folge eines durchgeplanten Gipfelsturms. Oder so. Andere aussichtsreiche Aspiranten haben (un-)freiwillig verzichtet.

Sein strategisches Geschick ließ Maier bereits 2016 aufblitzen, als er für den damaligen SPD-Chef Andreas Bausewein ein Konzeptpapier schrieb. Es ging unter anderen um die Führungsfrage im Vorfeld der vergangenen Landtagswahl, und darin hieß es: „Spitzenkandidatin/Spitzenkandidat sollte die Person werden, der/dem die Bürger es zutrauen, die SPD ‚nach oben zu ziehen‘, und nicht die Person, die auf Parteitagen die besten Ergebnisse holt.“

Die Frage, ob Maier, der dynamische Solist, diese Person ist, hat die engere Parteispitze mit Ja beantwortet. Der Traum von einer „attraktiven Doppelspitze“, wie es sich viele sozialdemokratische Frauen gewünscht hätten, ist damit vorerst ausgeträumt.

Aber wie treffend frotzelte noch ein Kollege: „Der Georg Maier ist doppelt attraktiv.“

Was will man mehr.

Landeskorrespondent Elmar Otto erreichen Sie unter e.otto@tlz.de