Elmar Otto über die Thüringer SPD.

Georg Maier soll an diesem Samstag beim Parteitag der Thüringer SPD in Bad Blankenburg neuer Vorsitzender und Spitzenkandidat werden. Dass dies geschieht, daran gibt es kaum einen Zweifel.

Zum einen: Maier hat keinen Gegenkandidaten. Zum anderen: Das Amt des freistaatlichen SPD-Chefs ist angesichts des Zustands der Partei nicht sonderlich vergnügungssteuerpflichtig.

Das war mal anders.

Bei der Landtagswahl 1994 erreichten die Sozialdemokraten beinahe 30 Prozent (gerade mal vier Zehntel fehlten). Der Wahlsieger CDU (knapp 43 Prozent) schmiedete anschließend eine große Koalition, die diesen Namen verdiente.

Union und SPD waren die stärksten Kräfte. Gefolgt von der heutigen Linken, die Partei des Demokratischen Sozialismus hieß und sich PDS abkürzte (17 Prozent). Zu dieser Zeit, heute unvorstellbar, gehörten nur diese drei Fraktionen dem Landtag an.

Ein Vierteljahrhundert später ist die SPD nur ein Schatten ihrer selbst. Beim Blick auf die siechende Partei und ihr Ergebnis 2019 wird klar, warum eine Wahl auch Urnengang genannt wird. Doch trotz geringer Vitalfunktionen reichten die desaströsen 8,2 Prozent tatsächlich, um weiter mit zu regieren.

Aber weil neben der dauerkriselnden SPD auch die Grünen schwächelten, blieb im Verbund mit der Linken nur ein Minderheitenbündnis.

Während bei der Linken Ministerpräsident Bodo Ramelow den Höhenflug auch im kommenden Jahr garantieren soll, werden die Grünen es aller Voraussicht nach erneut mit Anja Siegesmund versuchen, dieses Mal aber als alleiniger Spitzenkandidatin. Und bei der SPD soll es eben Maier richten.

Der ist im Hauptberuf Innenminister, hat sich einen Namen als Kämpfer gegen Rechtsextremismus gemacht und fetzt sich außerdem gerne mit Linken-InnenpolitikerInnen. Der 53-Jährige ist zwar längst nicht so bekannt wie Wolfgang Tiefensee, der nicht erneut als Vorsitzender antritt. Aber Maiers Selbstbewusstsein reicht, um es mit seinem Vorgänger aufzunehmen.

Weil sich keine Alternative aufdrängt, um ein breites Wählerspektrum zu überzeugen (Ex-Juso-Chefin Diana Lehmann gilt als zu links), muss Maier eigentlich nur eines fürchten: ein schlechtes
Resultat bei der Vorsitzendenwahl.

Wie man als Partei einen personellen Aufbruch als Abbruch inszeniert, hat die CDU erst am vergangenen Wochenende bewiesen. Die Delegierten zeigten ihrem neuen Chef Christian Hirte, wie sehr sie ihn ins Herz geschlossen haben, und gaben ihm (Aua) lediglich
68 Prozent. Das Votum war auch noch geschönt, weil die Unionschristen immer die Enthaltungen in ihrer Kalkulation rausrechnen. In Wahrheit waren es (mit Enthaltungen) sogar nur 65 Prozent.

Die Latte für Maier liegt also vergleichsweise tief. 70 plus X dürften für ihn keine Schwierigkeit sein.

Und die 8,2 Prozent seiner SPD aus dem vergangenen Jahr wird der Spitzenkandidat 2021 dann auch locker toppen.

Oder?

Beim Kampf gegen die Verzwergung der SPD sind die Aussichten irgendwie doch gar nicht so übel.

Landeskorrespondent Elmar Otto erreichen Sie unter e.otto@tlz.de