Elmar Otto über Mike Mohring.

In Porträts wird Mike Mohring gerne als Spieler bezeichnet. Wobei die einen Schach, die anderen Rugby im Sinn haben.

Beides trifft nicht den Kern. Das Metier des einstigen CDU-Landes- und Landtagsfraktionschefs ist eher Poker. Er liebt den riskanten Einsatz, kann Kontrahenten einschätzen und setzt auch schon mal alles auf eine Karte.

In Thüringen ist diese Taktik lange aufgegangen.

Zwei Jahrzehnte hat der 48-Jährige die Landespolitik und die freistaatliche Union entscheidend geprägt. Als junger Abgeordneter nervte er Regierungschef Bernhard Vogel und den Fraktionsvorsitzenden Dieter Althaus. Damals schon zeichnete sich nicht nur sein rhetorisches Talent, sondern das Faible für Finanzpolitik ab. Während die alten Granden sich im Geldausgeben gefielen, mahnte der Neuling aus Apolda zu Recht zur Sparsamkeit.

Zum Hinterbänkler taugte Mohring nicht. Mit Ehrgeiz und Ellenbogen ging es nach oben. Er wurde finanzpolitischer Sprecher, dann Fraktionschef. Doch Thüringen wurde ihm als Spielfeld zu klein.

Zwar hielt der Abgeordnete als Kommunalpolitiker im Weimarer Land die Bindung zur Basis, aber auch in Berlin mischte er mit. Wurde eine Art Übervater aller CDU-Fraktionschefs und Finanzpolitiker und später sogar Präsidiumsmitglied. Es war ein Pendeln zwischen politischer Kreis-, Regional- und Bundesliga.

Und weil er in unregelmäßigen Abständen verbal gegen die Kanzlerin schoss, blieb Angela Merkel der Prinz aus der Provinz ebenfalls nicht verborgen. Genützt hat es ihm nur bedingt.

Denn in Thüringen sehnten sich Christdemokraten neben programmatischer Führung nach ernst gemeintem Mannschaftsspiel. Und wurden enttäuscht.

Selbst Parteifreunde, die Mohring lange wohl gesonnen waren, ärgerten sich zunehmend über sein Auftreten – eine Mischung aus Primadonna und Poltergeist.

Seine schwere Krebserkrankung, die er mit eisernem Willen zur Selbstdisziplin überstand, änderte sein Verhalten nur kurze Zeit.

Nach dem Landtagswahldesaster klammerte er sich an seine Ämter, aber klar war längst: Er hatte sich verzockt.

Das Debakel um die FDP-Ministerpräsidentenwahl im Februar kostete ihm endgültig seine landespolitische Karriere. Weil damit sein Traum vom Ministerpräsidenten Mohring unerfüllt bleibt, zieht es ihn 2021 in den Bundestag.

Mohrings möglicher Neuanfang an der Spree ist eine Chance für ihn und die Landespartei. Die will am Samstag nächster Woche ebenfalls neu anfangen. Der Bundestagsabgeordnete Christian Hirte soll beim Parteitag in Erfurt Vorsitzender werden. Zudem gibt es eine Reihe von Kampfkandidaturen für die übrigen Vorstandsposten.

Wenn Mohring sich ausnahmsweise an die gerne in Sonntagsreden propagierte Devise erinnert (Erst das Land, dann die Partei, dann die Person), darf er den Wiederaufbau nicht torpedieren.

Gerade mit Blick auf die Landtagswahl im kommenden Jahr ist für die CDU Geschlossenheit wichtiger denn je.

Vielleicht wird aus dem unverbesserlichen Solisten ja noch ein zielorientierter Teamspieler.

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