Elmar Otto über Glücks­momente des Innenministers.

Dienstag dieser Woche dürfte Georg Maier vor Freude kaum in den Schlaf gekommen sein.

Um die Mittagszeit wurde im Landtag über den Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses zum Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) debattiert und das Innenministerium, dem Maier (SPD) vorsteht, musste sich allerlei ­Kritik gefallen lassen. Es habe den ­Abgeordneten nicht alle angeforderten Akten zu Polizeispitzeln zur Verfügung gestellt, hieß es. Die Attacken kamen sowohl von der oppositionellen CDU wie von der SPD. Und Letzteres ist zwar ehrlich, aber ungewöhnlich, weil man meinen könnte, in schweren Zeiten wie ­diesen würden die Sozialdemokraten eher zusammenrücken, als sich gegenseitig etwas ans Zeug zu flicken.

Doch, oh Wunder. Hilfe kam von ungewohnter Stelle. Die Linke-Obfrau des NSU-Ausschusses, Katharina König-Preuss, die auch schon mal den Plenarsaal verlässt, wenn sie die Worte Maiers nicht mehr ertragen kann, nahm die Rolle der Verteidigerin ein. Die Angriffe von SPD- und CDU-Fraktion seien unangemessen, insistierte sie. Wenn die Mitglieder des Ausschusses ihren Untersuchungsauftrag „mit mehr Motivation, mit mehr Engagement und mehr Herzblut“ ausgeführt hätten, wäre es möglich gewesen, noch weitere offene Fragen zu beleuchten.

Man war fast geneigt zu fragen, was als nächstes passiert. Markierte diese Landtagssitzung etwa den Beginn einer wunderbaren Freundschaft? Würde die Linke vielleicht demnächst eine Lanze für den Verfassungsschutz brechen? Und der Innenminister seiner neuen Antifa-Freundin einen unfassbaren Karriereschritt ermöglichen? Eigentlich schade, dass die Wahlperiode in Kürze zu Ende ist, sonst hätte womöglich der Innenstaatssekretär um seinen Job fürchten müssen.

Okay, mit uns gehen gerade die Gäule durch.

Aber so oder so. Den Tag dürfte sich Maier besonders farbig im Kalender markieren. Nicht nur wegen König-Preuss.

Bereits am Morgen ­sehen wir nämlich vor unserem geistigen Auge, den Innenminister am Küchentisch, eine Boulevardzeitung aufgeschlagen, und sein Lachen kennt keine Grenzen. Interessanterweise guckt er dabei auf ein großformatiges Foto, das ihn schwarzbehelmt auf seiner knallroten „Schwalbe“ und eben diesem Lachen zeigt. Durch die neckische Lücke zwischen den oberen Schneidezähnen wirkt der 52-Jährige ein bisschen wie ein in die Jahre gekommener Michel aus Lönneberga, der sich seinen nächsten Streich ausheckt. „Der Simson-Sozi“, steht über dem Artikel und dass der SPD-Mann erklärt, warum er sich in die „DDR-Kultknatter“ verliebt hat. Darunter ein kleineres, aber nicht kleines Foto: Maier mit SPD-Landtagsfraktionschef Matthias Hey. Der fährt bekanntlich privat seit Jahrzehnten Trabi.

Eine solche PR dreieinhalb Wochen vor der Landtagswahl für zwei Spitzenpolitiker einer Partei, die in den Umfragen eine gefährliche Tendenz zur Fünf-Prozent-Hürde zeigt – unbezahlbar!