Elmar Otto über einen ­strategischen Feiertag.

Und, haben Sie gestern mit ihren Kindern ganz entspannt und ohne Zeitdruck das gemeinsame Frühstück genossen? Oder sind Sie mit ihren Enkeln vormittags zur Radtour aufgebrochen und haben unterwegs an einer Eisdiele Halt gemacht? Oder haben Sie alle einfach nur ausgeschlafen?

Was auch immer sie am gestrigen Weltkindertag gemacht haben, bis auf wenige Ausnahmen mussten Sie nicht arbeiten.

Und das haben Sie wem zu ver­danken?

Richtig!

Der rot-rot-grünen Landesregierung.

Die hatte mit ihrer Mehrheit beschlossen, dass Thüringen ab diesem Jahr einen zusätzlichen Feiertag bekommt. Zwar war für viele Thüringer bis dato in erster Linie am 1. Juni der Tag, sich des Nachwuchses zu erinnern. Das ist der Internationale Kindertag, der ehemals vor allem in sozialistischen Staaten begangen wurde. Der 20. September dagegen ist eben Weltkindertag, den feiern traditionell die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen.

Aber eigentlich ist das egal. Hauptsache, ein Tag mehr, an dem man mal dem stressigen Job entfliehen und Fünfe gerade lassen sein kann. Und die kleinen Racker, die uns so viel Freude bereiten und unsere Zukunft sind, kann man doch nicht genug hochleben lassen.

Der angenehme Nebeneffekt für Rot-Rot-Grün: Ausgerechnet wenige Wochen vor der wichtigen Landtagswahl Ende Oktober bescheren sie uns damit ein langes Wochenende. Wenn das keine zusätzlichen Stimmen bringt, wissen wir auch keinen Rat mehr. Zumindest sollte dieser Coup kurz vor dem Urnengang der SPD die Furcht vor der Fünf-Prozent-Hürde nehmen.

Die koalitionären Kampagnenmanager verfolgen mit dem auserkorenen Datum dabei ganz offensichtlich eine besonders weitsichtige Strategie. Die nächste ­Landtagswahl wäre nämlich, eine reguläre fünfjährige Legislaturperiode vorausgesetzt, 2024. Und dann fällt der 20. September, genau, wieder auf einen Freitag.

Die politische Konkurrenz muss sich also etwas einfallen lassen. Vorgezogene Neuwahlen würden gehen. Am besten schon im kommenden Jahr.

Dann müsste sich beispielsweise die CDU nur noch eine entsprechende Mehrheit im Landtag organisieren. Und schwupps, hätte der Freistaat vielleicht noch einen Feiertag mehr.

2020 wäre der 21. September klasse. Weil es ein Schaltjahr ist, fiele der auf einen Montag. Die Wähler sollen ja schließlich etwas davon haben.

Etwas zu feiern gäbe es auch: den Tag des Friedhofs, den Welttag der Dankbarkeit oder den Weltfriedenstag. Auch der Abgasfrei-Tag steht im Kalender kurioser Feiertage. Unser Favorit: der Internationale Iss-einen-Apfel-Tag. Aber natürlich nur, wenn es kein saurer ist.

Übrigens, gestern, am 20., war auch amerikanischer Tag der Peperoni-Pizza.

Entscheidender Unterschied zu ­Thüringen: Gearbeitet werden musste in den USA trotzdem.