Elmar Otto über einen bayerischen Schildbürgerstreich.

Die Staatskanzlei twitterte Anfang dieser Woche ein Foto, das den Ministerpräsidenten vor dem Heck eines schwarzen Kleinbusses zeigt. Beschriftet ist die Karosse einer schwäbischen Sternemanufaktur mit „Sommertour 2019“ und „Zukunft Thüringen“.

Interessant dabei ist das Kennzeichen: Das Auto wurde offenbar nicht in der thüringischen, sondern in der bayerischen Landeshaupt zugelassen. Ein ehemaliger Kollege kommentierte die heimatfremde Beschilderung daraufhin mit: „Die Zukunft Thüringens liegt offenbar in München. Nun ja, warum nicht...“

Bodo Ramelow zwitscherte zurück, und wer mag, kann sich sein Gesicht dabei vorstellen: „Man nennt das Mietwagen oder sollte sich die Staatskanzlei gleich zwei dieser Fahrzeuge zulegen nur wegen der Kfz-Kennzeichen?“

Über diese Frage haben wir nachgedacht. Und sind einerseits zu dem Schluss gekommen, dass der zu recht stets sehr gestrenge Rechnungshofchef Sebastian Dette sicherlich etwas dagegen gehabt hätte, wenn Geld in ein zusätzliches Gefährt geflossen wäre.

Andererseits fragen wir uns, ob es in ganz Thüringen kein für den Regierungschef adäquates Kraftfahrzeug mit einem EF-Nummernschild gibt.

Die ganze Debatte mag kleinlich klingen. Denn wer guckt schon auf ein paar Buchstaben, wenn eine linke Lichtgestalt durch den Freistaat düst? Aber können Sie sich den christsozialen Ministerpräsidenten Markus Söder in einem Opel Adam mit Erfurter oder noch besser Eisenacher Kennzeichen auf Sommertour durch Bayern vorstellen?

Eher nicht.

Nun gut, jetzt kann Ramelow nichts dafür, dass im Freistaat außer dem kleinen Flitzer unterhalb der Wartburg keine infrage kommenden Autos gebaut werden. Deshalb musste man die Blechkiste in bundesländerfreundschaftlicher Verbundenheit überführen. Aber für das stimmige Gesamtbild hätte man zumindest auf die Details achten können.

Das Kuriose dabei: Wenn man Ramelow eines nicht absprechen kann, dann, dass er während seiner Amtszeit zu einem wahren Landesvater avanciert ist. Er kennt Land und Leute und interessiert sich auch noch für sie. Selbst in Nichtwahlkampfzeiten. Alles keine schlechten Voraussetzungen.

Umso mehr dürfte ihn das mangelhafte Fingerspitzengefühl seiner Mitarbeiter, die für die Auswahl des Tourbusses verantwortlich sind, grämen. Früher hätte Ramelow sich sogar noch mit dem alten, Bernhard Vogel zugeschriebenen Leitsatz „Von Bayern lernen, heißt siegen lernen“ rausreden können. Aber seit der Landtagswahl 2018 kann dieses Motto vorerst eingemottet werden.

Im sozialen Netzwerk wollte im Zuge dieses Schild-Bürgerstreichs auch noch jemand von Ramelow wissen, ob es sein könne, „dass Sie als MP Ihren Wahlkampf etwa über die Staatskanzlei finanzieren“.

Also, das können wir uns nun wirklich nicht vorstellen.

Sie vielleicht, Herr Dette?