Elmar Otto über Entscheidungen, die in Thüringen anstehen.

Die kommende Woche ist die der Entscheidungen.

Erstens: Mike Mohring tritt am Montag als CDU-Fraktions- und auch Parteichef zurück.

Zweitens: Bodo Ramelow tritt am Mittwoch erneut als Ministerpräsident an.

Der Linke will der Nachfolger seines Nachfolgers werden. Aber nicht dieses Kuriosum ist bemerkenswert, sondern, dass Ramelow beim zweiten Anlauf erneut keine gesicherte Mehrheit hinter sich hat.

Beim ersten Mal ging das gehörig schief. Zur Erinnerung: Rot-Rot-Grün fehlt im Landtag vier Stimmen. Ramelow jedoch spekulierte darauf, dass CDU und/oder FDP-Abgeordneten ihn unterstützen. Das folgende Fiasko ist bekannt und wird in die Geschichtsbücher eingehen.

Da CDU und Freidemokraten es weiter offiziell ablehnen, Ramelow ins Amt zu heben, setzen Linke, SPD und Grüne nun wieder auf den Glauben, dass am Ende alles gut wird. Und falls nicht, es noch nicht das Ende ist. All das wird dadurch gespeist, dass in einer geheimen Wahl jeder Abgeordnete tun und lassen, was er will. Zudem hat Ramelow zahlreiche vertrauliche Gespräche geführt. Sein Agieren wirkt ein bisschen wie „Wahrheit oder Pflicht“, nur ohne Küssen.

Fest steht allerdings, dass sein einstiger Herausforderer Mohring erst recht keine Mehrheit für sich zustande brächte, ohne auf die AfD angewiesen zu sein. Und nach zahlreichen missratenen Volten hat Mohring sich selbst aufs politische Abstellgleis manövriert.

Deshalb war es bizarr, was Friedrich Merz beim politischen Aschermittwoch in Apolda von sich gab: Ramelow habe die Wahl verloren, tönte der Mann, der gerne der neue CDU-Chef würde und wohl auch Bundeskanzler. Und die Menge? Die johlte.

Wir gehen davon aus, dass diese Reaktionen Spätfolgen des endenden Karnevals waren. Oder die Mischung aus Bier und Hering nicht jedem bekommen ist.

Denn Fakt bleibt: Ramelow, ob man seine politischen Ansichten teilt oder nicht, ist der unbestrittene Gewinner der Landtagswahl vom 27. Oktober. Ohne ihn hätte die Linke nie ihr bisheriges Rekordergebnis erzielt und wäre nie zur stärksten Kraft in Thüringen geworden.

Richtig ist: Rot-Rot-Grün hat die Mehrheit eingebüßt. Und es war fahrlässig, ohne sich einer Mehrheit sicher zu sein, in eine Ministerpräsidentenwahl zu gehen.

Aber was macht Mohring jetzt eigentlich, der zwölf Jahre lang die Fraktion führte? Der 48-Jährige der noch im Präsidium der Bundes-CDU sitzt, hat angekündigt, als einfacher Abgeordneter weitermachen zu wollen. Das wäre ungewöhnlich. Nicht nur wegen seiner Persönlichkeitsstruktur, sondern auch mit Blick auf seine Vorgänger an der Fraktionsspitze in den vergangenen 25 Jahren. Die haben entweder das Parlament verlassen oder wurden Minister oder sogar Ministerpräsidenten.

Dass es mit diesem Karriereschritt jetzt nichts wird, hat sich Mohring selbst zuzuschreiben. Aber wie sagte Merz in Apolda ausnahmsweise treffend, Mohrings Abschied sei einer „auf Zeit“.

Nach aktuellen Plänen wird 2021 nicht nur in Thüringen, sondern auch im Bund gewählt.

Landeskorrespondent Elmar Otto erreichen Sie unter e.otto@tlz.de