Elmar Otto über Parteifreundschaften.

Bodo Ramelow wird dieser Tage sehr entspannt durch den Freistaat sommertouren, denn nicht nur das Wetter ist top, die Umfragewerte sind es auch.

Von den Koalitionspartnern kann man das nicht behaupten. Einzig die Linke sorgt dafür, dass R2G, wenn man Sonntag Landtagswahl wäre, über eine Mehrheit verfügt. Grüne und auch SPD schwächeln.

Aber da die Thüringer Sozialdemokraten gerade dabei sind, sich neu aufzustellen, muss man sich um sie eigentlich keine Sorgen machen. Hmmm, oder vielleicht doch, und zwar gerade deshalb?

Sagen wir so, die Genossen können sich glücklich schätzen, dass zwischen Gera und Ilm keine Berliner Verhältnisse herrschen.

In der Bundeshauptstadt nämlich sind linke SPDler zurzeit dabei, ihren aussichtsreichsten Kanzlerkandidaten, Bundesfinanzminister Olaf Scholz, zu demontieren. Im Netz haben sie dafür eigens den wenig schmeichelhaften Hashtag „#NOlaf“ erfunden.

Der neue Hoffnungsträger hierzulande wird froh sein, dass mit seinem Vornamen dieses Wortspiel nicht funktioniert. Innenminister Georg Maier soll es bekanntlich richten und Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee nachfolgen.

Damit kommt jetzt der Mann zum Zug, der schon im Vorfeld der vergangenen Landtagswahl Spitzenkandidat werden sollte. Das hatte sich zumindest der damalige SPD-Chef Andreas Bausewein ausgedacht. Allerdings war dessen Stehvermögen ausreichend überschaubar.

Erst sagte Bausewein im Interview mit dieser Zeitung jenen wegweisenden Satz, der viel über seine Prioritäten verriet: „Die SPD ist mein Hobby, das ich nebenher mache.“ Etwas später warf er die Brocken als Vorsitzender hin und konzentrierte sich auf sein Oberbürgermeisteramt in Erfurt.

Die lieben Parteifreunde tragen Bausewein seine Flucht aus dem Amt bis heute nach. Deshalb sind manche alles andere als amüsiert, dass der Ex-Chef seine Rückkehr plant. Beim Parteitag im September möchte er gerne als stellvertretender Vorsitzender kandidieren. „Ich hoffe sehr, dass sich Andreas Bausewein diesmal seiner Verantwortung bewusst ist“, meinte Landesvize Diana Lehmann, die auch wieder antritt.

Da mit Cornelia Klisch eine weitere Erfurterin Stellvertreterin werden soll, wäre die Hälfte der vier Vizeposten bereits mit Hauptstädtern belegt. Dagegen rührt sich in den ländlichen Regionen Widerstand. Der Vorsitzende des SPD-Kreisverbandes Sonneberg, Andreas Langethal-Heerlein, sagte dem „Freien Wort“: „Das geht gar nicht, dass da nun zwei aus Erfurt gewählt werden sollen.“

Auch andernorts ist der Unmut groß, nur wird die Faust noch in der Tasche geballt.

Wir können uns aber durchaus vorstellen, dass alle Beteiligten vor lauter gegenseitiger Zuneigung gerne mal jene Geste bemühen, die jüngst erst Ramelow im Landtag versuchte, salonfähig zu machen.

Da fällt unser Blick zufällig auf einen kuriosen Kalendereintrag für diesen Samstag. Der 1. August firmiert (kein Scherz!) unter: Weltmittelfingertag.

Ausnahmsweise soll Thüringens Regierungschef seine Finger dabei nicht im Spiel gehabt haben.

Landeskorrespondent Elmar Otto erreichen Sie unter e.otto@tlz.de