Elmar Otto über Dankbarkeit in der Krise.

So viel Wertschätzung war selten. Im Stundentakt wird in diesen Tagen vielen Werktätigen gedankt. Obwohl Corona das Land immer weiter in seinen Bann zieht, sind sie weiterhin ebenso unermüdlich wie -erschütterlich für uns da. Darunter natürlich auch Ärzte und Apotheker. Aber allen voran: Krankenschwestern, Altenpfleger, Lastwagenfahrer, Kassiererinnen, Verkäuferinnen…

Und was fällt auf?

Viele derjenigen, die den Laden am Laufen halten, die jetzt gerne in Werbespots oder schönen Bildchen mit Herzsymbol besonders hervorgehoben werden, werden am schlechtesten bezahlt.

Und was passiert, wenn Covid-19 überstanden ist?

Im Zweifel, nichts. Alles wird wieder zur Selbstverständlichkeit und die Löhne unserer „Retter“ bleiben wie eh und je im Keller. Vielleicht, nein, auf jeden Fall sollte die Krise auch hier einen Anstoß geben, dass sich endlich etwas ändert.

Dieses Geld ist mindestens ebenso gut angelegt wie die zahllosen Rettungsschirme, die gerade aufgespannt werden, um Konzerne, Unternehmen, kleine Firmen oder den Soloselbstständigen vor dem drohenden Konkurs zu bewahren.

Der Bund lässt sich wirklich nicht lumpen und pumpt unvorstellbar viel Kohle in die Wirtschaft. Mit Blick auf andere europäische Staaten können wir von Glück sagen, dass die vorherigen und der aktuelle Finanzminister in Berlin in der Vergangenheit recht knauserig waren.

Aber auch in Thüringen können wir froh sein, dass Sparkommissarin Heike Taubert ihren Kabinettskollegen immer auf die Finger geklopft hat, wenn es um die Aufstellung und oftmals Aufblähung des Landesetats ging. Da soll noch einer sagen, Sozialdemokraten können nicht mit Geld umgehen.

Aber wie geht es jetzt weiter?

Das Geld des Staates fließt munter. Allerdings gehen immer weniger arbeiten. Entweder weil sie ihren Job verloren haben, kurzarbeiten müssen oder von zu Hause arbeiten.

Apropos, Homeoffice. Diese ungewohnte Art des Broterwerbs ist nicht nur für Server und heimisches WLAN ein Stresstest. Auch innerfamiliär gerät manches aus dem Lot. Wenn Mama und/oder Papa plötzlich mit dem Nachwuchs rund um die Uhr zusammen sein dürfen, kommt nicht nur Freude auf. Irgendwann hängt selbst dem größten Spielefan Monopoly, Mau Mau oder Mikado zum Hals raus.

Es soll nicht wenige geben – sonst in Kollegenkreisen als die größten Brückentagebauer bei der Urlaubsplanung bekannt –, die sich jetzt wieder danach sehnen, ins Büro oder an die Werkbank zu dürfen. Ähnliches gilt für den Nachwuchs. Sogar manch Schulverweigerer von einst gilt mittlerweile als ausgesprochener Fan des Frontalunterrichts.

Wohl dem, der einen Park oder Kleingarten in der Nähe oder sogar eine Wiese direkt am Häuschen hat. Dort kann der Frust über zu viel häusliche Nähe mit Frühlingsgefühlen konkurrieren.

Da fällt uns ein: Heute ist Ehrentag des Unkrauts (in den USA zumindest). Also nicht gleich allen Gänseblümchen an die Gurgel gehen. Sondern einfach mal, Corona hin oder her, die Natur genießen.

Landeskorrespondent Elmar Otto erreichen Sie unter e.otto@tlz.de