Gerlinde Sommer über einen hochlöblichen Jubilar.

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Heute – am 1. Oktober – vor 95 Jahren wurde Jimmy Carter geboren; in Plains, einem kleinen, armen Dorf in Georgia/USA. Eine Erdnussfarmer als Präsident? Für mich war Carter der erste US-Präsident, den ich mit wachsendem Politik-Interesse wahrnahm. Das prägt. Dass ein einfacher, nicht mit allen Wassern gewachsener Politiker in einer in zwei feindliche Blöcke aufgeteilten Welt zum Spitzenmann gewählt werden konnte, war für mich – noch ein halbes Kind – der Beleg dafür, was Demokratie leisten kann. Im Rückblick beweist sich diese damals wahrgenommene Lauterkeit nicht als Trugschluss. Carter zog mit seiner Frau nach der Präsidentschaft zurück ins wahrlich bescheidene Heim. Er ist, wenn es um das Umrubeln des Nachruhms geht, der Anti-Schröder ebenso wie der Anti-Clinton und Anti-Obama. Und völlig unvereinbar ist seine Weltsicht mit der des jetzigen US-Präsidenten. Ich fürchte, die Zeit der Carters – nicht nur in der US-Politik – ist vorbei in unserer immer mehr dem Narzissmus und Mammon frönenden Welt.