Gerlinde Sommer über Karneval, der nicht stattfindet.

Liebe Leserinnen, liebe Leser. Wissen Sie, was heute ist? Nicht irgendein Donnerstag: Heute ist Weiberfasching. Für alle, die immer dann unlustig sind, wenn ein Tag, der Humor abverlangt, im Kalender steht, ist heute natürlich ein unverhoffter Feiertag.

Denn: Weiberfasching fällt aus. Wer hat schon eine Schere, mit der auf 1,5 Meter Abstand eine Krawatte gekürzt werden kann? Wer hat überhaupt noch Kollegen, denen eine Krawatte abgeschnitten werden könnte? Selbst im Homeoffice trägt der Mitbewohner eher Schlabberlook als Anzug mit Binder. Also, liebe Krawattenverkäufer, Euch geht es so wie all den anderen Pandemie- und Hygienegeschädigten. Es ist kein Geschäft zu machen mit Narretei.

All die schweinchenfarbenen „Tütütüs“ der Männerballetts bleiben unverkauft. All die Faschingsperücken, die uns doch gerade jetzt angesichts der Lockdown-Auswüchse hätten helfen können, bleiben da, wo wir nicht an sie rankommen. Es gibt keine überlangen Sitzungen. Alle Ufftata-Musik bleibt live ungespielt. Wer reimt jetzt, bis sich die Balken biegen? Wo bleiben die Witze, über die womöglich nur derjenige lacht, der nie zur Zielscheibe von Ungustln (super österreichisches Wort) wird?

Fragen über Fragen. Kann Fasching verschoben werden? Endlich mal Karneval wie auf der Südhalbkugel? Das wäre doch eine Lösung?! Mit klasse Rhythmen und ohne witzbefreite Redner, die politische Ansprachen in der Bütt halten… Denn das haben wir sowieso. Es heißt Wahlkampf.

g.sommer@tlz.de