Gerlinde Sommer über zeitlose Helden.

Kürzlich war ich in Weimar auf dem nach Rosa Luxemburg benannten Platz und las auf dem ihr gewidmeten Denkmal, sie sei die „Führerin der Arbeiterklasse“ gewesen. So also sah ihre Huldigung in einem Land aus, in dem der Führerschein Fahrerlaubnis hieß.

Von meinem Bürofenster aus blicke ich auf einen leeren Sockel. Da stand mal einer der hiesigen Herzöge drauf – also nicht er, aber ein Abbild seiner. Und als es nicht mehr in die Zeit passte, kam es weg. Als es wieder möglich gewesen wäre, den Sockel neu zu besetzen, wollte keine ernstzunehmende Gruppe noch mal einen Herzog. Eigentlich genug Raum für ein Kunstprojekt nach dem Motto: Jeder ist sein eigenes Denkmal.

Das Thema kommt mir deshalb in den Sinn, weil in Halle/Saale das alte Planetarium den Namen „Sigmund Jähn“ trug. Jetzt wird neu gebaut; und nun stellt sich dort die Frage, ob Jähn noch zeitgemäß sei. Nun: Er war ja der erste Deutsche im Weltraum und damit auch der erste DDR-Bürger da draußen … Eigentlich wollte er nie im politisch motivierten Rampenlicht stehen, in das er zu DDR-Zeiten gerückt wurde. „Zum Volkshelden wollte ich mich nicht machen lassen“, hat er gesagt; und so habe ich ihn in Erinnerung, als er mit Ulf Merbold zusammen auf einem Podium in Ostthüringen saß.

Wer nun meint, nach so einer Person könne die Stadt Halle nicht mehr ihr neues Planetarium benennen, muss es wohl namenlos lassen. Und alle anderen Denkmale in der Stadt stürzen, um dem hohen Anspruch gerecht zu werden. Es ist wie meist der Anspruch der Selbstgerechten an Dritte, der so hoch hängt – und nicht der Anspruch an sich selbst.