Gerlinde Sommer über einen geschmacklosen Vergleich.

Liebe Leserinnen,
liebe Leser!

Jüngst ist offenbar eine Elfjährige bei einer verqueren Demonstration der gedanklichen Ohnmacht auf die Bühne gestellt worden, um einen Vergleich mit Anne Frank zu ziehen. Warum? Das Kind sollte bei seiner Geburtstagsfeier mit den kleinen Gästen in nicht unerheblicher Zahl leise sein in der Wohnung. Begründung der Erziehungsberechtigten: Sonst werde man von den Nachbarn womöglich angeschwärzt, verpfiffen, verraten. So wie einst Anne und ihre Angehörigen ...

Ergebnis? Unsozialer Jubel für die Unangemessenheit der Gleichsetzung. Und justiziabel ist das Verhalten der Eltern auch nicht. Das zuständige Jugendamt will aber wohl Kontakt aufnehmen. Vielleicht gibt es so etwas wie seelische Gefährdung einer Schutzbefohlenen. Es fing ja schon damit an, dass offenbar ein größeres Fest im geschlossenen Raum begangen werden sollte, wohl wissend, dass damit gegen Schutzbestimmungen verstoßen wurde.

Hätte das Mädchen seinen Geburtstag nicht im Grünen feiern können, mit Abstand, im kleineren Kreis? Einfach mal anders als sonst. Es gibt ja nicht nur Verbote, es gibt immer auch legale Möglichkeiten.

Ein Kind in illegale Machenschaften zu verwickeln und ihm dann elternlicherseits die Angst einzuimpfen, es werde ihm und seiner Familie deswegen ergehen wie Anne Frank: Das ist so bodenlos, so gemein, so hinterhältig und von Selbstüberschätzung geprägt. Es zeigt, wie verquer manche Erwachsene ihren eigenen Hass sähen. Und es ist gottlob ein krass-verquerer Ausnahmefall.

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