Gerlinde Sommer falsch verstandene Tierliebe.

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Als ich am Wochenende durch den Weimarer Park ging, da sah ich sie: die Schafe, die dort weiden. Mitten drin auch noch ein paar Ziegen. Es handelt sich dabei nicht um einen Streichelzoo, sondern quasi um Bio-Rasenmäher. Die Tiere halten das Grün im Ilm-Park kurz – zudem düngen sie die Wiesen. Die Tiere sind von einem Elektrozaun umgeben – und das dient vor allem auch ihrem Schutz: Hunde und Menschen halten den nötigen Abstand.

Wer seinen Kindern Schafe zeigen will, kann also in den Park gehen.

Beim Stadtbummel sah ich dann die ärmsten Tiere weit und breit. Zwei Schafe müssen auf dem Marktplatz den ganzen Lärm und die durchaus aufdringlichen Besucher aushalten. Die sagen: Ach, wie süß. Und greifen dann ins Gehege. Es steht draußen dran, dass dies zu unterlassen sei. Es steht auch dran, dass die Tiere nicht gefüttert werden sollen.

Bei der Gelegenheit gilt, was jeder Landwirt, der Tiere auf der Weide hat, bestens kennt: Die Bedeutung des Wortes „nicht“ im Zusammenhang mit Füttern scheint weithin unbekannt zu sein...

Ich komme ja vom Land, genauer gesagt: vom Bauernhof. Und wenn wir beim dörflichen Markt im Advent mal Tiere zur Verfügung gestellt haben, dann nur die Robustesten und auch nur für kurze Zeit, ein, zwei Stunden. Und zwei Kinder, die sich mit den Tiere auskannten, musste als Maria und Josef aufpassen, damit kein Besucher Blödsinn machte.

Mittlerweile geben wir zu solchen Veranstaltungen keine Tiere mehr, weil das einfach zu viel Stress für sie ist. Aber Stadtmenschen sehen das womöglich anders. Sie füttern ja auch Enten so lange, bis diese krank werden. Tierliebe kann bisweilen fatale Folgen haben. Nicht nur, aber gerade auch im Advent. Arme Schäfchen.

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