Gerlinde Sommer zum Tage.

Liebe Leserinnen,
liebe Leser!

Manche Menschen fühlen sich ja ziemlich in ihren Rechten auf freie Meinungsäußerung beschränkt, weil sie jetzt keine „Zigeunersoße“ mehr kaufen können und das Schnitzel auf der Karte womöglich nur noch pikant oder Paprika heißt … Ihnen fehlt das Z-Wort. Dabei können sie es sagen. Es sagt dann halt auch was über sie.

Es gibt eine ganze Auswahl an Begriffen, die die „Wohl-Sager“ auch nicht verlieren wollen. Während ihre Westverwandten einst italienische Gastarbeiter als „Spaghettifresser“ betitelten (das war noch vor der großen Pasta-Pizza-Espresso-Welle), gingen die anderen zu „Fidschis“ zum Einkaufen von Textilien und später auch gerne mal, um unversteuerte Zigaretten erwerben zu wollen …

Das war, sagen sie, alles nie von oben herab gemeint. Also eine freundliche Zuschreibung – oder etwa nicht? Wahrscheinlich hat kein Mensch, der jemals als „Polacke“ tituliert wurde, das als übliche oder gar freundliche Herkunftszuschreibung empfunden. Aber, sagen jetzt die Verteidiger von „Mohr“ und „Zigeuner“, das sei doch alles nicht vergleichbar.

Die Polackenbezeichnung beispielsweise galt (gilt?) nicht nur den Polen, sondern einst auch den deutschen Vertriebenen. Man kann also auch im eigenen Land ziemlich fies miteinander umgehen.

Und wie verhält sich das mit der Bezeichnung „Kartoffel“ für Deutsche? Ist das eine Huldigung ans Fritz’sche Alt-Preußentum, das die Kartoffel zum wichtigen Nahrungsmittel machte – oder ist es doch einfach nur abwertend?

Wem je Kinder in Thailand das umgangssprachliche „Farang“ nachgerufen haben, der hat wohl bemerkt, dass die Reduzierung auf helle Haut und lange Nase mehr bedeutet als eine Eingruppierung. Schnell wird eine Abwertung oder ein Schimpfwort daraus. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen …