Gerlinde Sommer über eine Aussage des neuen Ostbeauftragten.

Liebe Leserinnen,
liebe Leser!

Herr Wanderwitz, also der Hirte-Nachfolger im Amte des Ostbeauftragten, hat sich zunächst kein neues Thema gesucht, sondern einfach daran erinnert, dass es im Osten bei der Besetzung von Spitzenposten eine Unwucht gibt. Das ist seit Jahren bekannt und wenn jemand was daran ändern könnte, dann der jeweilige Ostbeauftragte.

Nun muss natürlich gesagt werden, wenn es etwa um die Besetzung von Hochschul-Leitungen geht: Die werden je durch die Hochschulen bestimmt. Und da kann nun kein Herr Wanderwitz kommen und verlangen: Weg mit den honorigen Thüringer Hochschulpräsidenten, die sind mir zu westlastig. Zumal mancher dieser Hochschulchefs seit Jahrzehnten hier lebt und arbeitet. Es fragt sich, ob es so gar keine Rolle spielt, dass jemand hier seine Wahlheimat gefunden hat und anerkannt ist. Wenn Leute wie Herr Wanderwitz recht hätten, würde dies ja im Umkehrschluss bedeuten, dass all die, die vor Jahrzehnten schon in den Westen gegangen sind, dort eigentlich nur marginale Karrierechancen haben dürften, weil sie fremd sind… Nein, oder?!

Lesen hilft: Michaela Fuchs und Andreas Rehs haben in ihrer Untersuchung zu Erwerbsbiografien ost- und westdeutscher Promovierter nach 1990 die Frage „Gleiche Qualifikation, gleiche Karriereverläufe?“ gestellt. Und sie können diese Frage mit „Ja“beantwortet werden. Die nicht gestellte Frage nach „Gleicher Arbeitsort, gleiche Karriereverläufe?“ müsse jedoch mit „Nein“ beantwortet werden, heißt in der Studie von Ifo Dresden aus dem vergangenen Dezember.

Herr Wanderwitz kann jetzt ja daran gehen, im Osten noch mehr Frauen zu Top-Jobs zu verhelfen, unabhängig vom Geburtsort. Das wäre eine lohnende Aufgabe.

Kontakt: