Gerlinde Sommer zum Tage.

Liebe Leserinnen, liebe Leser. Es pfiff ein kalter Wind über den Platz vor dem Bauhausmuseum an diesem Gründonnerstag, als wir uns dort trafen, um gemeinsam von Günter Pappenheim Abschied zu nehmen.

Der Buchenwaldüberlebende war am Mittwoch hochbetagt gestorben. Und Martin Kranz von Achava sorgte nicht nur für die Begegnung derer, die Abschied nehmen wollten, sondern hatte auch die passende Technik parat, damit Eva Pusztai aus Budapest mit dabei sein und ein paar Worte zur Erinnerung sagen konnte.

Pappenheim war innerhalb der Gemeinschaft der Überlebenden sehr wichtig gewesen. Er hatte stets schützend die Hand über all das gehalten, was den Überlebenden wichtig war, und auch über das, was notwendig war, um das Andenken der Opfer angemessen zu würdigen. Einfach war er nicht. Sondern, wie es Stiftungsdirektor Jens-Christian Wagner so treffend sagte: stabil in seiner Meinung, aber auch selbstkritisch.

Der Thüringer Pappenheim hatte als junger Mann für französische Zwangsarbeiter die Marseillaise gespielt. Das zeigt seine Menschlichkeit. Seinen Mut. Und die Folgen zeigen, dass Nazis und ihre Helfer allgegenwärtig waren. Der Nächste war ihnen ein Feind – und ein Lied eine Gefahr.

Die französische Hymne brachte Pappenheim ins KZ. Seiner zu gedenken heißt die Frage stellen: Wie schützen wir uns vor den geistigen Jüngern der Nationalsozialisten, die nicht wenige sind?