Gerlinde Sommer über die besondere Beziehung zwischen Großeltern und Enkelkindern.

Eine Umfrage hat jüngst ergeben, dass sich etwa die Hälfte aller Großeltern aktiv in das Leben ihrer Enkel einbringen - etwas durch Bring- und Holdienste oder durch die Beaufsichtigung der Kleinen in der Zeit zwischen Kindergarten- oder Schulende und Heimkehr der Eltern. Viele Großeltern fahren mit ihren Enkeln in den Urlaub oder nehmen sie in den Ferien bei sich auf. Sie gehen mit ihnen auf den Spielplatz oder ins Kino. Und natürlich fließt auch oft Geld: einfach so oder für ganz bestimmte Vorhaben wie etwa Reisen, Musikunterricht oder Hobbys, die es nicht zum Nulltarif gibt. Ganz wichtig sind Großeltern als Vorleser.

Viele Großeltern würden sich gerne viel aktiver einbringen, können dies aber nicht, weil die Enkel weit entfernt leben. Schnell mal auf die kleinen Kinder aufpassen, weil Mutter und Vater durch andere Pflichten nicht rechtzeitig zu Hause sein können, geht in diesen Fällen nicht. Dass immer mehr Familien inzwischen weit verstreut leben, lässt sich nicht ändern. Kontakt über lange Strecken zu halten, ist allerdings heute deutlich einfacher als noch zu frühen Nachwendezeiten, als es nur Festnetztelefonate oder Briefe gab. Das Digitale entfremdet die Generationen ja nicht nur, es verbindet sie auch, wenn das gewünscht ist.

Bei allem, was es zum guten Verhältnis Großeltern und Enkel zu sagen gibt, kann nicht ausgeblendet werden, was auch zum Familienalltag gehört: Entzweiung. Erwachsene ziehen in diesen Strudel negativer Gefühle leider oft die Jüngsten mit hinein. Ich weiß von einer Großmutter, die mehr als ein Jahr dafür kämpfen musste, um weiterhin ihre Enkelinnen sehen und mit ihnen den schwerkranken Vater der Kinder besuchen zu dürfen. Die geschiedene Kindsmutter hatte jeglichen Kontakt hintertreiben wollen. Gut, dass Großeltern nicht so schnell verzagen...