Gerlinde Sommer über Abgeklärtheit und Zweifel in Zeiten der Corona-Pandemie.

Liebe Leserinnen,
liebe Leser!

Kommen Sie! Schauen Sie! Staunen Sie! So hieß es früher auf dem Jahrmarkt. Leider fallen die Märkte und Feste derzeit coronabedingt aus; und auf den großen Wiesen und Plätzen versammeln sich jetzt jene, denen der Schreck in die Glieder gefahren ist. Sind ja auch für viele Menschen beängstigende Zeiten. Nicht nur wegen der Sorge um Job und Familie. Sondern generell. Meine Großmutter, Jahrgang 1898, konnte einst nach zwei Kriegen und schlechten Zeiten vor und nach jedem Krieg nicht mehr viel schrecken. Aber uns, die wir in der großen Sicherheit – und das darf ruhig zweideutig aufgefasst werden – groß geworden sind, wir bringen nicht unbedingt jene Abgeklärtheit mit, die es im Leben manchmal braucht.

Übrigens war das schon immer so, wenn es schwierig wurde: Noch ehe das eigentlich einende Ziel – in unserem Fall Genesung der möglichst wenigen Kranken und Gesundheit für alle – erreicht ist, beginnen die großen Zweifel. Und Zweifel lassen sich an allem festmachen. Die einen sagen: Die Maske ist ein Mummenschanz und schadet nur. Die anderen sagen: Schaut auf die Asiaten, die haben es mit den Masken genau richtig gemacht. Wir hätten uns viel früher Mund und Nase bedecken sollen. Die einen sagen: Die Kinder sind gar nicht bedroht. Die anderen sagen: Schaut mal auf die Krankheitsverläufe der Kinder, die dennoch Corona hatten und schaut auf die Folgen! Es gibt jene, die meinen, alles werde gut, wenn man die Gefährlichkeit negiert. Aber: Angst ist immer ein schlechter Berater. Aus Fürsorge bitte ich jedenfalls um Abstand. 1,50 Meter mindestens. Danke.

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