Gerlinde Sommer über das Zusammenleben.

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

An diesem Sonntag war ich erstmals beim Chanukka-Ball im Erfurter Kaisersaal. Es war eine fröhliche Feier – mit ernsten Worten vorweg. Worte, die sich mit unserem Zusammenleben befassten. Worte, die darauf zielten, wie schnell in unserer Gesellschaft Menschen wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Sprache – und sei es nur wegen ihres Akzentes –, wegen ihrer Staatsangehörige und vor allem auch wegen ihrer Religion ausgegrenzt werden.

Gerade wenn es um Religion geht, wird von Rassisten die steile These ins Spiel gebracht, dass bestimmte Glaubensangehörige nicht richtig zu Deutschland gehören. Juden werden oft so behandelt, als stellten sie persönlich die Regierung von Israel. Moslems wird gesagt, dass es ein Unterschied sei, ob einer „nur“ einen deutschen Pass oder auch den passenden Stammbaum habe. Die Zeit, als Ariernachweise gefordert wurden, liegt gerade erst 75 Jahre zurück. Von wegen „Vogelschiss“. Das ist Gegenwart: Im Jahr 2000 wollten junge Thüringer die Erfurter Synagoge in Brand stecken. In diesem Herbst wollte ein junger Mann in Halle/Saale Menschen in der dortigen Synagoge ermorden. Als das nicht gelang, schoss er auf Personen, die zufällig seinen Weg kreuzten. Mir geht nicht aus dem Sinn, was seine Mutter – eine Lehrerin – gesagt hat auf die Frage, was ihr Sohn gegen Juden habe? „Er hat nix gegen Juden in dem Sinne. Er hat was gegen die Leute, die hinter der finanziellen Macht stehen. Wer hat das nicht?“ Wohl dem, der keine solche Mutter hat.

Auch in Thüringen wächst die Zahl derer, die finden, Juden seien irgendwie anders… Die verbale Ausgrenzung ist nur der Beginn. Wohin soll diese Verrohung nur führen? Nötig ist ein Licht, das den Menschen aufgeht. Zu Chanukka, zu Weihnachten… Jetzt! Ich wünsche Ihnen himmlischen Frieden und irdische Freuden.

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