Gerlinde Sommer über Einschränkungen wegen Corona.

Liebe Leserinnen,
liebe Leser!

Also mir fällt es schwer, von Mitmenschen diesen neuen Abstand zu halten. Seit meiner Kindheit war klar: Wir schütteln zur Begrüßung und zum Abschied Hände. Bei Verwandten und Bekannten, um sich der Nähe zu versichern. Und bei Unbekannten, mit denen man es zu tun bekommt, um eine freundliche Grundlage zu schaffen.

Manche haben ja vor Jahr und Tag so getan, als sei das Schütteln von Händen der Kern unseres abendländischen Zusammengehörens – und wer keine Hände schüttele, der habe hier nichts zu suchen. Dabei wurde von vorneweg vergessen, dass manche Abendlandbewohner lieber Wangenküsschen tauschen. Und natürlich wurde auch ausgeblendet, dass es bisweilen Gründe gibt, sich eben die Hände nicht zu schütteln. So wie jetzt. Wegen Corona.

Mir jedoch fällt eben dies nicht leicht. Es macht schon einen Unterschied, wenn man einen Raum betritt – und man grüßt sich nur mit Worten und bleibt so auf Distanz. Auf mich wirkt das unfreundlich. Aber hilft ja nichts: Wir sollen uns jetzt alle vor dem Virus schützen – und dazu gehört: Menschenmassen meiden. Aufpassen, wo wir hinfassen. All das eben.

So saßen wir also am Sonntag zu Hunderten im Deutschen Nationaltheater, Abstand halten zum Sitznachbarn ist schwierig. Immerhin: Es gab keine Niesattacken. Und Dauerhuster waren auch nicht da. All denen, die sich den Vortrag von Harald Welzer gerne angehört hätten, derzeit aber Menschenmassen meiden müssen, sei gesagt: Sobald der Redemitschnitt beim DNT online gestellt wird, teilen wir den Link mit. Dann können Sie sich gerne anhören, was so viele Menschen begeistert hat. Am Ende haben sich übrigens manche von ihren Nebensitzern mit Handschlag verabschiedet, einfach deshalb, weil man ja schon so lange nebeneinander gesessen hatte.
Wie halten Sie es?

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