Gerlinde Sommer über einen Diebstahl vor 40 Jahren.

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Es ist jetzt fast auf den Tag genau 40 Jahre her, dass in der Nacht zum 14. Dezember 1979 durch ein ungesichertes Fenster im Gothaer Schloss Friedenstein fünf Gemälde – vier niederländische und flämische Meister sowie ein Werk von Hans Holbein – entwendet wurden. Der damalige Schätzwert lag bei bis zu 5 Millionen D-Mark. Heute, schrieb vor fast zwei Jahren ein mit dem Thema befasster Kollege, seien sie vermutlich 50 Millionen Euro wert. Nun ja ...

Und nun? Sind die Werke womöglich wieder aufgetaucht. Der Verdacht der Hehlerei und Erpressung steht im Raum.

Zurück in die Adventszeit 1979: Immer mal hieß es, dass es sich quasi um einen Staatsauftrag der Kommerzielle Koordinierung – KoKo genannt – gehandelt habe. Diese diente im Sozialismus der Honeckerschen Art von Devisenbeschaffung auf manch verschlungenen Pfaden. Um an harte Währung zu kommen, mussten immer mal Kunstwerke dran glauben – und zwar nicht nur Werte, die aus privatem Besitz dem Staat zugeführt werden konnten.

Ob nun die KoKo ihre Hände im Spiel hatte, wird sich erst noch zeigen. Bisher lag dafür kein Beweis vor. Interessant ist, dass der Kollege, der so häufig über das Thema schrieb, noch 2018 davon ausging, dass bereits seit 2009 der Diebstahl in jeder Beziehung verjährt sei; insbesondere auch der Herausgabe-Anspruch der Gothaer. Die Rede war davon, dass man die Bilder den jetzigen Besitzern abkaufen müsste. Kurz nach der damaligen Veröffentlichung meldete sich offenbar jemand, der sich als Besitzer ausgab. Es wurde verhandelt; und es kam zur Übergabe im September, ehe jetzt Kriminalisten Durchsuchungen vornahmen. Es gibt erheblichen Aufklärungsbedarf.

Schön ist, dass die Chance besteht, in absehbarer Zeit sehen zu dürfen, was 40 Jahre lang nicht im Licht der Öffentlichkeit war.

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