Gerlinde Sommer zum Tage.

Liebe Leserinnen, liebe Leser. Diese Zeitung erscheint schon am Freitag fürs Wochenende, weil am Samstag Feiertag ist.

Der 1. Mai scheint vielen Menschen aus der Zeit gefallen. Da gibt es einerseits die Erinnerungen an den 1. Mai vor 1990, andererseits fühlen sich viele unter heutigen Bedingungen nicht gerade in der Arbeiterschaft angesiedelt. Sowieso hat sich die Zeit ja in eine „Jeder für sich“-Gesellschaft gewandelt. Und das liegt an den Menschen und den Umständen, unter denen sie leben. Wie heißt es doch so schön dümmlich: Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht.

In einer Krise wie der jetzigen zeigen sich die Fliehkräfte der Gesellschaft besonders rabiat. Es ist richtig und wichtig, dass jeder seine Sicht auf die Lage einbringt und zu bedenken gibt, was in seinem Bereich los ist. Leider scheint es aber oft so, dass dann die nächste Stufe nach der Beschwerdensammlung ausfällt. Es muss aber doch bewertet und ins Verhältnis gesetzt werden, was wie dringlich ist.

Mancher hätte gerne, dass in unserem Grundgesetz stünde, was in der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika steht: das Recht, nach dem eigenen Glück zu streben. Die Frage ist nur, was passiert, wenn das eigene Glück dem Glück des Nächsten im Wege steht? Wahrscheinlich sehen die meisten hier die Gerichte am Zuge. Eine Gesellschaft, die sich tatsächlich als mehr versteht als die Sammlung ihrer Einzelmitglieder, steht jedoch in der Pflicht, hier Lösungen zu finden, die einem gemeinsamen Wohlergehen dienen. Schönen Feiertag wünsche ich.