Gerlinde Sommer über allgegenwärtige Gespräche rund ums Impfen.

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Traute Runde jüngst auf einer Terrasse in einer Region, in der die Gäste nach der 3G-Methode eingeteilt wurden. 3G steht für geimpft, genesen oder getestet. Fragt der eine: Und, seid ihr schon durch? Sagt die andere: Nein, aber in zwei Wochen gibt’s die zweite Spritze und nach weiteren zwei Wochen ist alles klar. Fragt der nächste in der Runde: Was habt Ihr denn bekommen? Kommt die Wirtin und fragt einen in der Runde: Wo ist denn dein Test?

Stellen wir uns vor, wir würden die Uhr zwei Jahre zurückdrehen: Damals hätte kein Mensch verstanden, was das alles soll. Jetzt aber ist fast jeder über den Impfstatus seiner Angehörigen und Freunde informiert. Und dabei verlaufen die Gespräche dazu durchaus nicht immer konfliktfrei. Da heißt es an eine junge Frau gerichtet: Warum hast du schon einem Impftermin? Du bist doch nicht systemrelevant. Sie sagt, sie habe das Angebot des Arbeitgebers genutzt. Aber, schiebt sie hinterher, ich verstehe schon den Frust derer, die sich seit Monaten mühen und bisher leer ausgegangen sind. Nur hätte ihr Verzicht denen nicht geholfen …

Dann ist da noch die Frage, wer welchen Impfstoff nimmt. Die eine Sorte ist weniger beliebt, während andere Sorten so sehr gefragt sind, dass sich die Menschen am liebsten darum streiten würden. Und dabei haben wir noch gar nicht von denen geredet, die Impfen als Bedrohung betrachten. Solange wir aber miteinander reden, bleibt die Mitmenschlichkeit nicht auf der Strecke.