Gerlinde Sommer zum Tage.

Liebe Leserinnen,
liebe Leser!

Es gab schon manchen bayerischen Ministerpräsidenten, der schwer verständlich war. Mal lag es am Dialekt, mal an der Sprechgeschwindigkeit. Edmund Stoiber sprach zwar Salon-Bairisch, war aber derart flink mit der Zunge bisweilen den eigenen Gedanken voraus, dass es schwerfiel, ihm zu folgen. Obwohl: Mit seiner Idee, dass wir irgendwann vom Münchner Hauptbahnhof binnen zehn Minuten zum Franz Josef-Gedächtnisflughafen würden rasen können und zwar mit der nie gebauten Magnetschwebebahn: Das war schon – na ja – genial.

Jetzt also zu Herrn Söder. Der Markus, wie ihn seine Spezln nennen, ist ja eigentlich vom Stamme Klarsprech. Meistens jedenfalls. Und wenn der redet, dann allenfalls leicht fränkisch angehaucht und keinesfalls bairisch. Er kennt aber Worte, die sonst fast keiner kennt. So hat er jetzt von der „generellen Guidance“ gesprochen. Und das klingt irgendwie weiblich und unbekannt. Guidance ist aber nicht die weibliche Form von Guido. Guidance legt den Schluss nah, dass es darum geht, wer das Sagen hat. Führung also. Aber so straff ist die Wortbedeutung dann doch nicht. Guidance kann auch Leitung, Anleitung oder Orientierungshilfe meinen. Und jedes dieser Worte ist leichter verständlich als der von Söder gebrauchte englische Begriff.

Was er mit der Guidance meinte? Nun: Anders als andere Ministerpräsidenten hätte er gerne, dass weiterhin Angela Merkel den Hut aufhat, wenn es um die generelle Linie im Zusammenhang mit Corona geht. Der Söder Markus hat sich da offensichtlich über Bodo Ramelow geärgert, der vorgeprescht ist. Und dem nun andere Ministerpräsidenten mit eigenen Ideen folgen. Ich nehme mal an, Markus Söder hätte die „generelle Guidance“ am liebsten bei sich verankert. Und zur Not halt bei der Kanzlerin. Und jetzt vergessen wir das hässliche Wort. Orientierungshilfe klingt allemal besser.