Gerlinde Sommer über die Fastenzeit.

Liebe Leserinnen,
liebe Leser!

Wer keinen Karneval gefeiert hat, der braucht sich auch nicht um den Aschermittwoch und die Fastenzeit scheren. Und selbst jene, die närrisch über die Stränge geschlagen haben, sind jetzt nicht verpflichtet, Strenge gegen sich selbst walten zu lassen.

Aber natürlich kann jeder versuchen, sich in Verzicht zu üben. Oder gar – und das ist allemal spannender – etwas Neues ausprobieren. Einen Selbstversuch starten, beispielsweise.

Einfach mal bis Ostern auf Süßigkeiten verzichten? Das wäre eine Herausforderung für viele Menschen. Ernährungsumstellung plant ja mancher – und kommt dann nicht weit. Aschermittwoch ist insofern für einige Menschen die Möglichkeit, um einen zweiten Anlauf bei den guten Vorsätzen für das (nun nicht mehr so) neue Jahr zu wagen. Jetzt, wo es morgens nicht mehr so lange und abends nicht so früh dunkel ist, lässt sich auch das Thema Sport leichter umsetzen, so es denn eine Herzensangelegenheit darstellt. Dem Frühling entgegenlaufen, das wünschen sich viele. Andere holen jetzt ihr Rad raus und lassen dafür öfter mal das Auto stehen.

Wir leben ja in Zeiten, in denen sich viele Menschen schon deshalb unter Druck gesetzt fühlen, weil Jugendliche freitags für die Zukunft demonstrieren. Dabei zeigt die christliche Fastenzeit, dass die immer wieder geübte Selbstbeschränkung zur Selbstbesinnung führt kann – und eine Jahrhunderte alte Übung ist. Und natürlich waren die Menschen früher auch nicht besser. So wie mancher heute meint, er könne sich mit seinem Geld von seinem umweltschädlichen Lebenswandel freikaufen, haben die Menschen früher schon gewusst, wie eine Regel zu umgehen ist – etwa freitags (schon damals der Zukunftstag!) kein Fleisch zu essen. Sie haben Fleischstückchen einfach in Teig gewickelt. Selbstbetrug ist also nichts Neues.

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