Gerlinde Sommer zum Tage.

Liebe Leserinnen,
liebe Leser!

Abitur 2020? Anders als in den Jahren zuvor. Viel von alledem, was sich in den vergangenen Jahren als Folklore rund um den Schulabschluss rankte, ist diesmal nicht möglich. Übrigens: Wer redet eigentlich davon, dass es den Schülerinnen und Schülern, die ihre Pflichtschulzeit beenden, oder die in diesem Jahr mittlere Abschlüsse gemacht haben, genauso geht?! Nun: Das hat mit dieser Abi-Mania zu tun, die den Anschein erweckt, als ließe sich ohne Motto-Woche und Abi-Ballkleid die Allgemeine Hochschulreife gar nicht mehr wirksam erwerben.

Natürlich tun mir die jungen Menschen leid, deren Hoffnung da enttäuscht wurde. Und es ist auch schade, wenn nun das Ballkleid im Schrank hängt. Aber natürlich ist den meisten Beteiligten klar, dass sie eben nicht nur einen Einschnitt erlitten, sondern auch eine Erfahrung gemacht haben. Und nun? Pläne müssen verworfen werden. Mancher geht erst mal nicht ins Ausland, sondern studiert lieber gleich. Und da zeigt sich bei denen, die in den vergangenen Jahren Abitur gemacht haben und bereits eingeschrieben sind, wie wichtig ihnen die Rückkehr zur Präsenzlehre ist. Ein digitales Semester, vielleicht auch zwei … Aber eine Menge von Studienfächern fordern, dass sich Menschen mit dem Stoff im Wortsinne „befassen“. Das Leben als Ganzes ist eben kein Hörspiel und auch keine digitale Live-Übertragung. Selbstverständlich müssen wir bei der digitalen Vermittlung von Lerninhalten besser werden – an Schulen, Universitäten und überhaupt in Ausbildung und Beruf. Aber zum Lernen und Arbeiten gehört auch jene Gemeinschaft von Menschen, die sich mit auf eben diesem Weg befinden.

Die Corona-Erfahrung besteht also nicht nur darin, dass mehr online gemacht werden soll. Zur Erfahrung gehört auch, dass wir einander brauchen – von Angesicht zu Angesicht.

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