Gerlinde Sommer über das Ansehen von Wissenschaftlern.

Liebe Leserinnen,
liebe Leser!

Bisweilen trügt das Bild: Wer in jüngster Zeit nur die ganz großen Worthülsen und Protestparolen wahrgenommen hat, der könnte meinen, dass sich Wissenschaft und Forschung gerade in der ganz großen Legitimationskrise befänden … Tatsächlich aber ist – wenn wir nicht nur auf die Lauten schauen – das Ansehen der Wissenschaft in der Corona-Krise gestiegen.

Zu diesem Ergebnis jedenfalls kommt eine aktuelle Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach. Ganz vorn rangieren Ärzte und Richter. Dann kommen schon die Wissenschaftler als jene Berufsgruppe, der die Bevölkerung hohes Vertrauen entgegenbringt. Die Werte für Forscher und Wissenschaftler sind demnach binnen fünf Jahren von 30 auf jetzt 43 Prozent gestiegen.

Wichtig war sicherlich in den zurückliegenden Wochen, dass Wissenschaftler deutlich gemacht haben, dass es einerseits Wissen gibt, das bereits als allgemeingültig angesehen werden kann, während die Forscher eben forschen – und dann ihre ersten Ergebnisse durch andere Experten gegenchecken lassen. Zur Untersuchung gehört der Versuch und zu diesem auch der Misserfolg oder die falsche Schlussfolgerung. Und es gehört zur Lebenserfahrung, dass wir nicht immer auf die letztgültige Untersuchung warten können, um uns erst dann für eine Handlungsoption zu entscheiden. Noch sehr viel schwieriger war es für Politiker, mitten im noch gar nicht umfänglich durchleuchteten Geschehen aus eben jenen ersten Erkenntnissen die besten aller Schlüsse zu ziehen. Ich finde es daher umso wichtiger, dass jetzt weiter geforscht und geprüft wird, um bei einer durchaus möglichen zweiten Welle auf weniger dünnem Eis mit geringstmöglichem Schaden zu agieren. Wer aber meint, wir seien glimpflich davongekommen und das reiche, den halte ich nicht für naiv, sondern für gefährlich.

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