Gerlinde Sommer über Klugscheißerei.

Liebe Leserinnen,
liebe Leser!

Wer sind denn die beiden? Das fragten sich jüngst zwei junge Menschen beim Gang über den Theaterplatz mit Blick auf das berühmte Doppeldenkmal. Um sich wenigstens einem der beiden Herren zu nähern, könnte das Buch „Goethe für Klugscheißer“ helfen. Das haben Dagmar Gaßdorf und Bertold Heizmann verfasst. Und es wird Mitte August erscheinen – unter anderem mit jener Erinnerung an Goethes späte Liebe, auf die Frau Gaßdorf in einem kurzen Text gestern auf der Kulturseite hinwies. Der Klartext-Verlag hat sich ja der „Klugscheißerei“ in vielerlei Hinsicht verschrieben – und immer geht es um „populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“, wie es im Untertitel heißt.

Wenn Sie jetzt an das Bonmot „Getretener Quark wird breit, nicht stark“ denken, liegen Sie ebenso falsch wie richtig: Die „Klugscheißereien“ wollen unterhalten – und ein wenig zur Bildung beitragen wollen sie auch. Nun ist es aber so, dass populäre Irrtümer auch deshalb populär sind, weil sie spannender sind als die lahme Wahrheit. Wenn also in wenigen Wochen „Goethe für Klugscheißer“ erscheint, wird es dabei auch um den Aufruhr von Weimar im Jahr 1821 gehen, weil der wohl keineswegs greise Goethe mit 73 die 19 Jahre junge Ulrike von Levetzow freien wollte. Selbst ihre Mutter – mit Mitte 30 längst Witwe – wäre eigentlich zu jung für ihn gewesen, und sie war wohl kaum gewillt, Goethes Schwiegermutter zu werden. Abreise, wortlos. Goethe schreibt die „Marienbader Elegie“. Und Ulrike? Heiratet nie. Die Briefe des Dichters an das Mädchen wurden vernichtet. Am schönsten ist aber in diesem amourösen Zusammenhang, wenn man mit Dagmar Gaßdorfs Klugscheißerwissen insofern prahlen kann, da man dann weiß, wie das Fräulein selbst die Affäre eingeschätzt hat. Na, wissen Sie’s? „Keine Liebschaft war es nicht.“

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