Gerlinde Sommer zum Tage.

Liebe Leserinnen,
liebe Leser!

An meinem ersten Kindergartentag machte ich eine lebensprägende Erfahrung. Weil der Weg zu weit gewesen wäre, hatte ich bis kurz vor der Einschulung im großfamiliären Umfeld verlebt – und nun das: Betreuung. Gemeinsames Spielen. Meine Mutter erklärte, das sei wichtig, damit ich meine künftigen Mitschülerinnen und Mitschüler kennenlerne...

Ich war gespannt, was da auf mich zukommen würde. Für die anderen war ich die Neue, die Fremde, die „Was will die?“. Also musste ich wohl erst einmal von den anderen Kindern Maß genommen werden. Wir bastelten. Und ich hörte die anderen flüstern und auf mich zeigen. Ein kleines Mädchen wurde zu mir geschickt – es schaute weisungsgemäß sehr genau auf das, was ich da machte. Dann sagte es den Satz auf, den die anderem ihm mit auf den Weg gegeben hatten: „Das ist aber schön“. Kichernd verließ das kleine Mädchen schnell den Platz neben mir. Ich sagte laut, dass ich genau gehört hätte, was die anderen vorher vereinbart hatten: Schön heißt hässlich. – Hahaha.

Das war meine erste Begegnung mit verqueren Menschen, die die Sprache verdrehen, um sich besonders schlau zu dünken.

An diese Episode fühle ich mich jetzt immer wieder mal erinnert, wenn etwa die Q-Gläubigen reden. Oder wenn Menschen erläutern, dass ihre Wissenschaft darauf basiert, dass sie immer einfach das Gegenteil dessen behaupten, was Forscherinnen und Experten herausgefunden haben.

Wir leben in Zeiten, in denen diejenigen, die am meisten behaupten, zugleich erklären, sie würden mundtot gemacht. Dabei finden sie durchaus Zuhörer, aber halt zu wenig Abnicker. Das ist im Sinne der Gedankenfreiheit auch gut so!

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