Gerlinde Sommer über einen Feiertag, der ansteht.

Liebe Leserinnen,
liebe Leser!

Der 3. Oktober naht – und mit ihm die Frage: Wie feiern wir? Manche fragen sich vielleicht auch: Was feiere ich da überhaupt? Es geht ja auch um 30 vergangene Lebensjahre und also eine Zwischenbilanz mit Blick auf die ureigene Vita.

Viele, die den Tag der Einheit vor drei Jahrzehnten miterlebt haben, werden in diesen Tagen immer wieder das Übliche an Fernsehbildern sehen: Berlin, feuchte Augen, mitternächtliches Feuerwerk … Aber entspricht das der Stimmungslage hierzulande Anfang Oktober 1990 – und wird dieser sichtbare Zauber des Anfangs dem Gefühl damals und heute gerecht? Also: viele Fragen.

Draußen im Lande war die Gemütslage Anfang Oktober 1990 durchaus nicht nur von Freude geprägt. Dafür war einfach viel zu viel passiert binnen weniger Monate. Natürlich sollte jetzt festgeschrieben werden, was mit dem Ruf „Wir sind ein Volk“ seinen Ausgang genommen hatte. Aber noch vor diesem Ruf nach Einheit hatten die mutigeren Demonstranten „Wir sind das Volk“ gerufen – und das war an die Vertreter der eigenen Staatsmacht gerichtet. Es ging um Selbstermächtigung. Hätte dieser Weg weiter begangen werden können? Nein. Am 18. März 1990 hatte die große Mehrheit der Wähler in der DDR eine finale Entscheidung getroffen.

Der 3. Oktober 1990 war – ganz anders als der sonnige 18. März 1990 – in unserer Region meteorologisch von einem gewissen Grauschleier geprägt. Ein feierlicher Ernst war zu spüren, aber auch etwas anderes: Den Feinfühligeren im Lande damals war klar, dass mit dem herbeigewählten Untergang der DDR auch etwas verloren gehen würde, was mit Ostalgie nicht ausreichend umschrieben ist.

Ich freue mich auf Ihre Gedanken zum 3. Oktober 1990. Bitte schreiben Sie mir, was Sie damals bewegt hat. Danke.

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