Gerlinde Sommer über ein Potential, was nicht ausgeschöpft wird.

Liebe Leserinnen,
liebe Leser!

Als die DDR in den letzten Zügen lag, wurde eines deutlich: Ganz viel hing in diesem Land ab von den mehrfach beruflich und familiär belasteten jungen und nicht mehr ganz so jungen Frauen. Ins Blickfeld rückte die Frau, die im Tagebau ein Großgerät führte, weil das gerade den Menschen im Westen als geradezu exotisch erschien. Die Frauen im Osten gingen schwerer Arbeit nach und das kaum in Teilzeit, wie es im Westen in den End-80ern häufig üblich war. Die Frauen im Osten hatten häufig herausfordernde Jobs und zudem öfter als anderswo schwierige Studienfächer gerade auch in Naturwissenschaften absolviert. In vielen Bereichen waren Frauen 1990 auch in der Forschung anzutreffen. Von ihnen ging die Innovation aus.

Diese Frauen sorgten ganz oft im Strudel der Veränderung dafür, dass nicht alles aus den Fugen geriet. Das ist jetzt 30 Jahre her – und es hätte sich damals erwarten lassen, dass bei einer Auszeichnung der größten Innovationen im Lande Frauen mindestens die Hälfte der Geehrten ausmachen würden. Aber es war ganz, ganz anders jüngst in der Weimarhalle: Die Zahl der Frauen im Saal war gering. Die Frauen auf der Bühne stellten eine kleine Minderheit dar. Herrliche Zeiten, ließe sich sagen, wenn durch diese Art der Förderung nicht so viel Potenzial im Lande unterbelichtet bliebe.

Ja: Viele junge Frauen sind damals abgewandert – und erwartungsgemäß nur selten zurückgekehrt. Ja: Viele junge Frauen stellen ihr Licht eher unter den Scheffel, wenn es an der Zeit wäre, sich um Preise zu bewerben, zumal wenn diese gut dotiert sind.

Aber: Ist es nicht Aufgabe staatlicher Stellen hier für Veränderung der Bewerberinnenlage zu sorgen? Ich finde: Ja! Sonst vergibt sich Thüringen die halbe Chance auf Innovationen. Mindestens.

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