Gerlinde Sommer über die Entwicklung der Sprache.

Liebe Leserinnen, liebe Leser! Wenn jemand ein Jägerschnitzel bestellt, fragt ein guter Freund notorisch nach der Herkunft des Forstmanns… Beim Kinderteller sagt er: Nur vom ganzen Kind!

Jüngst sah ich im WDR eine Gesprächsrunde zum Z-Schnitzel. Sie wissen schon. Und natürlich waren in der Runde niemand, der sich selbst als Z begriff. Oder als Sinti oder Roma. Aber die Runde fand: Wir haben früher auch Mohrenkopfbrötchen gesagt und keiner fand was dabei. Auch nicht unsere schwarzen Freunde. Ja ja…

Früher haben wir auch gebetet: Gebenedeit unter den Weibern… Manche sagen auch heute noch, sie hätten „bis zur Vergasung“ Schnee geschippt…

Das zeigt, dass nicht jede Redewendung, nur weil man sie von seinen Vorvätern und -müttern hörte, verteidigungswert oder sagbar sind. Aber über den jeweiligen Sprachgebrauch entscheidet nicht nur der Mund, sondern auch der Denkapparat jedes Einzelnen.

Einige Sprachverluste sind tatsächlich zu beklagen. Wer sagt noch piesacken? Dabei ist das oft die Vorstufe zum Mobbing. Und wo sind die Sperenzchen geblieben? Wer nicht mehr weiß, was das ist: Gemeint ist etwas, was uns als Stein in den Weg gelegt wird als Teil einer Verhinderungsstrategie.

Stöckelschuhe wurden von High Heels abgelöst, wobei Stöckelschuhe eigentlich schon vom Klang her mehr überzeugen.

Ja, über die Entwicklung von Sprache sollte gesprochen werden. Aber vieles in dieser Debatte ist mehr als nur Kokolores. Auch so ein Wort, das leider verloren ging.