Gerlinde Sommer zum Tage.

Liebe Leserinnen, liebe Leser. Meine Großmutter hätte die neue Präses der Evangelischen Kirche Deutschlands wahrscheinlich so charakterisiert: burschikos und patent. Beide Worte kommen heute kaum noch vor. Oder wann haben Sie das letzte Mal jemanden „eine patente Person“ genannt? Eben. Burschikos strapaziert Geschlechterklischees. Das Wort mag wohlmeinend oder neutral gemeint sein. Aber es sagt vor allem: Als junge Frau fällst du aus der Rolle, wenn du burschikos bist. Bist fast wie ein Junge. Vielleicht will es auch unterschwellig transportieren, dass einer jungen Frau nicht der Sinn nach Männern steht. Worte haben ja oft mehr zu bedeuten als das, was sie offenkundig sagen …Hütet Euch vor Schubladendenken, hat mir meine Lieblingslehrerin einst mit auf den Lebensweg gegeben. Bei der Beschreibung einer Person ist nur schwer ohne Schubladen und Vergleiche auszukommen. Wie oft sagen wir, jemand erinnere uns an einen anderen Menschen, nicht nur äußerlich, sondern gerade auch bei der Zuschreibung von vermuteten Charakterzügen. Und oft greifen wir auf Stereotype zurück.

Als ich erstmals im Zusammenhang mit einem jungen Mädchen den Begriff „Backfisch“ hörte, konnte ich damit nichts anfangen. Englische Angler nennen so einen Fisch, der noch nicht groß genug zum Essen ist und daher zurück – also „back“ – ins Wasser befördert wird. Insofern: Wird das Wort für junge Mädchen verwandt, schwingt etwas unangenehm Übergriffiges mit. Aber „Backfisch“ sagt eh keiner mehr.