Ingo Glase über die Corona-Maßnahmen aus Sachsen.

Es dauert einfach zu lange. Trotz vierstelliger Inzidenzen und – was noch viel schlimmer ist – Intensivstationen am Rande der Belastungsgrenze wirken die Reaktionen der Politik eher hilflos denn konzentriert. Vor zwei, drei Wochen deutete sich an, dass die Corona-Lage aus dem Ruder läuft. Aber passiert ist – erstmal nichts.

Das begann in Berlin – die alte Regierung fühlte sich wohl nicht mehr zuständig, die neue noch nicht. Merkel war auf Abschiedstournee unterwegs, Scholz im Koalitionspoker beschäftigt. Auf Signale oder sogar Ansagen des Bundes wartete man vergeblich. Dagegen ließen die Corona-Beschlüsse aus Italien oder sogar dem bislang eher zurückhaltenden Österreich aufhorchen. Vor allem in Wien hatte man offenbar genug vom unklaren Durcheinander und zog – besser spät als nie – rigoros die Notbremse.

Der nächste Paukenschlag kommt aus Dresden – und nicht aus Erfurt. Dabei ist die Lage in Thüringen nicht viel besser als in Sachsen. Aber obwohl die warnenden Stimmen und die alarmierenden Zahlen seit einer Woche immer deutlicher wurden, passierte relativ wenig. Für Veranstaltungen galt jetzt zwar 2G, aber das war es auch schon fast.

Um im Bild der Notbremse zu bleiben: Das hält den Zug nicht auf. Dafür ist wohl wieder ein Zwangshalt auf offener Strecke nötig. So wie in Sachsen. Nur so können die Ansteckungen unterbrochen werden. Zu verdanken haben wir das den Ungeimpften. Es gibt keine echten Gründe, die gegen die Immunisierung sprechen. Dagegen wird immer häufiger mit falschen Impfpässen betrogen.

Wer aber aus der Corona-Krise fahren will, braucht ein Ticket. Einen echten Impfnachweis.