Weimar. Wie eine Thüringer Zeitung schon früh die Gefahr des Deutsch-Französischen Krieges 1870/‘71 sah

Der Sommer des Jahres 1870 schien ein politisch heißer zu werden, da nun ein Konflikt seinen Höhepunkt fand, der bereits seit mehreren Jahren schwelte: der Streit um die spanische Thronfolgekandidatur. Hierbei war Prinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen als potenzieller neuer spanischer König ins Spiel gebracht worden. Dies gefiel allerdings den Franzosen unter Kaiser Napoleon III. überhaupt nicht. Ein Preuße auf dem Thron südlich ihres Landes wäre kaum denkbar gewesen.

In Frankreich schaukelt sich die öffentliche Meinung hoch, besonders antipreußische Stimmen wurden immer lauter. Schließlich zog der Prinz seine Kandidatur zurück, weil sein Vetter König Wilhelm I. diese als Chef des Hauses Hohenzollern verbot.

Was zunächst wie eine diplomatische Schlappe aussah, nutzte Otto von Bismarck geschickt, um das Ganze doch noch zu Preußens Gunsten zu drehen. Mittels der „Emser Depesche“, die inhaltlich eine Unterredung zwischen dem französischen Gesandten Benedetti und König Wilhelm I. am 13. Juli 1870 in Bad Ems wiedergab, mobilisierte Bismarck die deutsche Presse. Er hatte die Depesche so gekürzt, dass sich nun ein neuer Sinn ergab. Benedetti wurde unterstellt, er habe den preußischen König entgegen der Etikette in brüsker Weise angesprochen. Die Situation spitzte sich daraufhin zu.

In Weimar ahnte man bereits die Kriegsgefahr. Karl Panse schrieb in seiner Zeitung „Deutschland“ am 15. Juli: „Frankreich, oder vielmehr die an der Seine herrschenden Partei, von welcher das Kabinett Napoleons und der Kaiser selbst dominiert wird, will den Krieg mit Deutschland und die spanische Angelegenheit war ihr nur die gelegene Einleitung dazu.“ Im selben Artikel wird der Weimarer Redakteur dann nochmals deutlich, in dem er forderte, dass nun die gesamte öffentliche Meinung sich „mit ganzer Kraft auf die Seite Preußens stellen muß“. Die Opposition habe in dieser Zeit zu ruhen, „so lange, bis die Sicherheit und Würde Deutschlands nicht mehr in Frage gestellt sind“. Durch die „Emser Depesche“ sah der französische Kaiser nicht nur sich, sondern auch sein Land derart gedemütigt, dass am 19. Juli 1870 die Kriegserklärung an Preußen folgte. Als Mitglieder des Norddeutschen Bundes befanden sich damit auch die Thüringer Herzogtümer im Kriegszustand mit Frankreich. Bereits einige Tage zuvor war auch hier die Mobilisierung befohlen worden, sodass bald auch Tausende Thüringer im Feld standen.

Karl Panse fand wiederum klare Worte, wobei seine Zeitung „Deutschland“ nicht an anti-französischer Kritik sparte und bald ebenso dem Kriegstaumel verfiel, wie dies andere Blätter auch taten. Am 21. Juli schrieb er: „Das größte nationale Verbrechen, das seit dem ersten französischen Kaiserreiche geschehen, ist nun vollzogen. Ein ungerechter, absichtlich angelegter Krieg ist erklärt.“

Der deutsche Vormarsch erfolgte von der Rheinpfalz und dem heutigen Saarland aus nach Lothringen, wo sich bald größere Gefechte entwickelten. Viele Thüringer erhielten etwa in der Schlacht bei Wörth am 8. August 1870 ihre Feuertaufe. Die „Deutschland“ in Weimar lieferte unterdessen nicht nur mit „offiziellen Depeschen vom Kriegsschauplatz“, sondern auch mit zahlreichen Artikeln Informationen an die Leserschaft. Bald schon sollte die Entscheidung fallen.