Addie kämpft um eine Gedenkstätte für die Frauen, die in ihrem Dorf als Hexen ermordet wurden. Denn wie diese sich fühlten, weiß sie als Autistin sehr genau.

Adeline, genannt Addie, kämpft für ein Denkmal, es kann auch eine Tafel sein, irgendwas. Aber die Elfjährige will, dass die Frauen nicht länger vergessen werden, die in ihrem schottischen Heimatdorf Juniper gefoltert und ermordet wurden, weil die Menschen glaubten, sie seien Hexen. All das ist lang her, weswegen bei der Dorfversammlung niemand davon hören will. Juniper ist nett, und das will es bleiben. Da passt die furchtbare Vergangenheit so gar nicht ins Konzept.

Aber Addie nimmt das Schicksal der „Hexen“ mit, es geht ihr ans Herz. Diese Frauen waren anders, mussten ständig darum ringen, „normal“ zu erscheinen, weil ihre Mitmenschen sie nicht verstanden, Angst hatten, ihr Verhalten falsch deuteten – genau das, was Addie tagtäglich erlebt. Sie ist Autistin, aber keine, die jeden Kontakt zu anderen vermeidet. Aber sie kann ausrasten, wenn laute Geräusche und grelle Farben dafür sorgen, dass ihr Gehirn in Flammen steht: So erklärt sie es anderen.

Elle McNicoll (Text), Barbara König (Übers.): Wie unsichtbare Funken. Atrium, 224 Seiten, 15 Euro, ab 10
Elle McNicoll (Text), Barbara König (Übers.): Wie unsichtbare Funken. Atrium, 224 Seiten, 15 Euro, ab 10 © Atrium-Verlag

Dann ist alles zu viel, dann haben Menschen Angst vor ihr und dann werden Menschen wie sie schon mal weggesperrt. Also heißt es Maskieren, so der Fachbegriff, verstecken, wer sie wirklich ist, sich klein machen. So wie es ihre ältere Schwester Keedie an der Uni tut und dabei fast zugrunde geht.

Ergreifend, beklemmend, sehr liebevoll und urkomisch schildert Elle McNicoll aus eigener Erfahrung das Leben eines schlauen Mädchens, das mitunter nur andere Wege wählt als die Mehrheit, um ans Ziel zu kommen. Das Haie liebt, weil sie einen sechsten Sinn für elektrische Energie haben. So wie Addie selbst Details erkennen kann, die andere nicht sehen, und Stimmen als Farben wahrnimmt.

Sie ist anders als wir: Mit diesem Urteil wird auch Audrey abgewertet, das Mädchen, dessen Familie aus London aufs schottische Land gezogen ist. Addie und Audrey freunden sich an – nicht, weil sie sonst niemanden haben, sondern weil sie sich interessant finden. Beide stürzen sich in die Kampagne für das Gedenken an die als Hexen hingerichteten Frauen. Und können am Ende stolz auf sich und ihr Dorf sein, das ein bisschen besser als nett geworden ist.

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