Paris. Nach dem Tod des Mitbegründers Olivier Libaux kehrt die französische Band Nouvelle Vague wieder zurück. Mit ihrem neuen Album voller atmosphärischer Coverversionen feiert sie ihr 20-jähriges Bestehen.

„People Are People“ von Depeche Mode, „This Charming Man“ von The Smiths, oder „Rebel Yell“ von Billy Idol: Kultsongs legendärer New-Wave-Musiker, die die Cover-Spezialisten von Nouvelle Vague auf ihre bewährte Art entschleunigt haben. Mit „Should I Stay Or Should I Go“ feiert die französische Band ihr 20-jähriges Bestehen - mit mehr Pop und ohne ihren Mitbegründer und Gitarristen Olivier Libaux.

Seit 2004 covert Nouvelle Vague Flaggschiff-Titel von New-Wave-Gruppen und verpasst ihnen mit wechselnden Frauenstimmen Bossa-Nova-, Easy-Listening- und Pop-Stilelemente. Mit dem Konzept, das Olivier Libaux und Marc Collin ins Leben gerufen haben, feierten die beiden Musiker und Produzenten weltweit große Erfolge.

Im September 2021 starb Libaux im Alter von 57 Jahren. Collin hatte danach nicht mehr damit gerechnet, ein neues Album zu produzieren. Bis er auf einer Party die Sängerin Alonya kennenlernte und sie in sein Studio einlud. Dort entstand eine neue Version von „Should I Stay Or Should I Go“ der britischen Punk-Band The Clash, das dem neuen Album auch seinen Titel gibt.

Auf bewährte Art entschleunigt

Auf dem Longplayer gibt es 13 Songs, die neu interpretiert und durch atmosphärische Klangcharaktere einen Gang zurückgeschaltet wurden. Im Vergleich zu ihren vorherigen Alben hat Nouvelle Vague diesmal mehr aus dem Fundus der Pop-Arrangements geschöpft.

Einen Vorgeschmack auf ihr neues Album gab Nouvelle Vague mit der im November ins Internet eingespielten Coverversion von „Only You“ der britischen Gruppe Yazoo. Die Version wird von Mélanie Pain gesungen, die mit ihrer weichen Stimme dem über 40 Jahre alten Hit einen eindringlichen Chill-out-Charakter verleiht.

In die Mangel genommen haben die Cover-Spezialisten auch den Hit „Girls On Film“ von Duran Duran, der durch die kräftige Pop-Soul-Stimme von Alonya mehr Tonus bekommt. Der von Élodie Frégé gesungene Blondie-Hit „Rapture“ hingegen hat mehr Anklänge einer Film-Noir-Musik und nur noch streckenweise etwas mit dem Pop-Rock-Original zu tun. Von Blondie haben die Franzosen schon 2006 für ihr Album „Bande à part“ erfolgreich „Heart of Glass“ recycled.

Pain ist seit der Gründung von Nouvelle Vague dabei und hat dank der Gruppe ihren Durchbruch als Solo-Vokalistin geschafft. Weitere mittlerweile bekannte Namen wirkten bei den Coverversionen mit, wie Sir Alice, Marina Celeste, Élodie Frégé und Vanessa Paradis.

Sinnliche Arrangements

Mit den meist coolen und sinnlichen Arrangements hat Nouvelle Vague in den vergangenen Jahren zahlreiche Urversionen hammerharter New Wave- und Punk-Songs entschärft. Teilweise trugen die Franzosen auch zu deren neuerlicher Popularisierung bei.

Manche ihrer Neuinterpretationen wurden sogar zu eigenständigen Songs wie „Eisbär“ der Schweizer Band Grauzone oder die verjazzte „Human Fly“-Version von The Cramps. Ein Potenzial, das auch wieder Songs ihres neuen Albums haben könnten, wie „Girls On Film“ oder „What I Like Most About You Is Your Girlfriend“ von The Specials.

Nouvelle Vague gehört in Deutschland zu den wenigen bekannten French-Pop-Bands. Sie war auch eine der ersten, die im Sommer 2021 nach der Pandemie wieder nach Deutschland kam, um beim Musiksommer in Dachau aufzutreten - nur knapp drei Monate, bevor Libaux Ende September tot in seinem Haus aufgefunden wurde. Über die Todesursache wurde nichts bekannt.

Mit ihrem neuen Album kommen die Cover-Spezialisten erneut nach Deutschland. Ihre Tournee wird sie im Mai nach Dresden, München, Ludwigsburg, Köln, Hamburg und Oldenburg bringen.