Frank Quilitzsch ist mit seinem Alter ganz zufrieden.

Weiß er eigentlich, wovon er da singt, dieser Willy Schneider? „Man müsste nochmal zwanzig sein!“ Mit zwanzig war ich bei der Nationalen Volksarmee, musste jeden Morgen das Bett bauen, die Waffe reinigen und vor Vorgesetzten strammstehen. Mit zwanzig wurde ich von meiner Jugendliebe verlassen. Nein, nie wieder!

Denn schon lieber die Beatles: „When I’m Sixty Four!“ Oder wie Udo Lindenberg nuschelt: „Wirst du mich lieben, wohl immer noch lieben / wenn ich 64 bin?“

Ich bin jetzt 64 und finde das ganz in Ordnung. Wenn ich nachts höre, wie sie unten im Park Party machen, mit Bier und Lautsprecher-Box und hormongesteuertem Gegröle, denke ich: Ein Glück, das brauchst du nicht mehr. Du musst auch keine Bewerbung mehr schreiben, zu keinem Vorstellungsgespräch mehr gehen und nie wieder einen Chef davon überzeugen, dass du der Geeignetste bist.

Ich kann einfach ich sein.

Vielleicht ist das ja das größte Privileg des Alters. Und dass man weit zurückschauen und sagen kann, das und das hast du überlebt.

Aber man hat nicht mehr so viel vor sich. Und vielleicht würde man ja, wenn das ginge, heute manches – nein, nicht besser, aber anders machen. Zum Beispiel würde ich gern noch einmal studieren. Aber nicht wieder Germanistik, und ohne Prüfungen, versteht sich. Vielleicht was mit Evolution und Umweltschutz. Bevor ich vergehe, würde ich gern noch wissen wollen, wie Leben entsteht.

Zwei Jahre sollte ich damit noch warten. Mit 66, nicht wahr, Udo Jürgens, fängt das Leben erst an. Vielleicht schreibe ich mich dann noch mal an einer Uni ein. Und vielleicht verliebe ich mich ja auch noch mal in eine Studentin, die nicht wesentlich jünger ist als ich.