Mit Thomas Thieme sprach Frank Quilitzsch.

Herr Thieme, was hatten Sie am Mittwochabend in Leipzig zu tun?

Thomas Thieme Ich war zu Gast im „Riverboat“. Der MDR hat die Sendung aufgezeichnet.

Sagten Sie eben „Riverboat“? Diese Sendung haben Sie doch jahrelang „umschifft“! Da wollten Sie doch niemals hin.

Richtig ist, dass ich ein ausgesprochen gestörtes Verhältnis zu meiner Teilnahme an Talkshows habe. Das ist nicht meine Art, mich darzustellen. Der MDR hatte mich bereits vier- oder fünfmal eingeladen – seit meinem „Faust“-Spiel in Weimar.

Und jedes Mal sind Sie standhaft geblieben. Was hat Sie jetzt schwach werden lassen?

Seinerzeit ging es jeweils um konkrete Rollen, die ich gerade gespielt habe – zuletzt um Rudolf Gombrowski in „Unterleuten“. Da habe ich auch abgesagt…

Sind Ihnen da vielleicht zu viele Gäste? „Riverboat“ lädt ja immer gleich eine ganze Meute von Gesprächspartnern ein, von denen dann jeder zehn, zwölf Minuten zu Wort kommt.

Nein. Ich bin sowieso nicht der Meinung, dass man, wenn man in einem neuen Film mitspielt, abendfüllend die Rolle erklären soll. Das lehne ich grundsätzlich ab. Ein Maler steht ja auch nicht im Museum neben seinem Bild und erklärt dem Betrachter, was er da gemacht hat. Ich finde, die Leute sollen sich das angucken und sagen: Mir gefällt’s oder mir gefällt’s nicht.

Und was war diesmal anders?

Der MDR rief an und sagte, sie hätten da einen Film gesehen über Jimmy Hartwig, den Ex-Fußballer, der Schauspieler geworden ist, und in dem ich auch auftrete. Das fänden sie sehr charmant, und deshalb würden sie mich gern mit im Studio haben, unter dem Motto: ehemaliger Fußballprofi und altgewordener Schauspieler sind Freunde geworden. Sie kennen mich ja, da ich inzwischen manchmal schon ein bisschen hysterisch reagiere, wollte ich auch diesmal wieder ablehnen. Dann fiel mir aber ein, dass ich Jimmy Hartwig, der ein anderes Verhältnis zu Talkshows hat als ich, damit keinen Gefallen tun würde. Der freut sich, ist glücklich und hätte meine Absage gar nicht verstanden. Da ist mir klar geworden, dass ich ihm das nicht versauen darf. Ich habe die Moderatoren gebeten, beim Thema zu bleiben, was sie auch strikt getan haben.

Sie haben es also allein für Jimmy getan?

Lieber Herr Quilitzsch, wir haben es absolviert. Und da ich nun mal dabei war, habe ich es auch genossen. Ich kann Ihnen versichern, es war eine angenehme Runde. Wir hatten auch keine so schrecklichen Dampfplauderer dabei.

Mal ehrlich, lieber Herr Thieme, wussten Sie bei Ihrer Zusage schon, dass die Sängerin Marianne Rosenberg dabei sein wird?

Nein. Eine zauberhafte Person! Immer noch rasant mit wallendem schwarzem Haar. Und als die Rede auf ihr Lied „Mr. Paul McCartney“ kam, habe ich mich breitschlagen lassen – das wird man Freitagabend sehen –, die erste Strophe aufzusagen. „Mr. Paul McCartney, weißt du, wie ich leide...?“ Marianne Rosenberg konnte es kaum glauben und hat mich fragt: Das haben Sie sich gemerkt? – Ja, sage ich, ich war 20 und habe Sie und das Lied geliebt!

Ich freue mich, dass Sie endlich die Reize des Boulevards für sich entdeckt haben!

Freitag, 1. Mai, 22 Uhr, MDR-Fernsehen