Frank Quilitzsch spricht mit Thomas Thieme über Dreharbeiten in Weimar.

Sie haben neulich für eine kleine Produktion im Weimarer Ilmpark im Regen gestanden. Was wurde gedreht?

Thomas Thieme Die sehr beweglichen und angenehmen Kollegen vom Theaterhaus Jena können ja zurzeit auch nicht spielen und haben sich eine Filmserie ausgedacht. Sie drehen unterschiedliche Kurzszenen, die sich mit dem Thema „Urlaub in Deutschland“ befassen, und da habe ich mal mitgemacht.

Und ausgerechnet einen Regentag erwischt.

Einen Dauerregentag.

Da haben Sie sicher vom Urlaub in der Sonne geträumt?

Ich bitte Sie, Regen ist doch das beste Drehwetter! Falls Sie sich erinnern, der „Rosa Rot“-Regisseur Carlo Rola hat immer im November gedreht. Für einen Krimi, sagte er, muss es duster sein und regnen. Es ist allerdings kein Krimi, den die Jenaer mit mir gedreht haben. Ich spiele eine nicht mehr ganz taufrische Figur, einen Weimarer Stadtführer, der auf sich geworfen ist, weil keiner mehr da ist, den er herumführen kann. Keine Chinesen, keine Japaner, einfach niemand. Er sitzt auf einer Parkbank, wird angesprochen und erzählt, was er jetzt so treibt.

Was treibt er denn so?

Er macht Virtual Touring Weimar.

Bitte?

Na, er stellt sich vor ein Foto einer Sehenswürdigkeit und redet mit den Leuten, die nicht da sind. Also, sie sind schon da, aber nur virtuell.

Ich merke schon, das ist nicht Ihre Domäne. Wie weit reichen denn Ihre digitalen Kenntnisse?

Die gehen gegen null. Die waren aber auch nicht gefragt, ich musste mich nur mit Weimar auskennen. Man hat mich vor so eine Blue-Box gestellt, und da habe ich mir das Haus der Frau von Stein ausgesucht, die Fürstengruft und das Goethe-und-Schiller-Denkmal und habe ein bisschen was darüber erzählt.

Wer hat den Regenschirm gehalten?

Die haben für mich ein Partyzelt aufgebaut. Das ist überhaupt ein cleveres Team, da in Jena, mit einer unbürokratischen Gangart, die mir von allen Theatern in meiner unmittelbaren Umgebung am meisten zusagt. Das ist nicht so ein Flaggschiff wie das DNT, sondern eine kleine, schnelle Einsatztruppe. Und damit komme ich schon immer gut zurecht.

Bei Ihnen liegen doch wegen der Corona-Pandemie einige Filmprojekte auf Eis. Geht es langsam wieder los?

Wenn alles gut geht und die Leute nicht wieder dem puren Leichtsinn verfallen, wie es gerade den Anschein hat, drehe ich ab 9. Juli im Erzgebirge. Und im August, September folgen zwei Filmprojekte, die schon länger geplant waren und verschoben wurden. Da kann ich nur Beckenbauer zitieren: „Schau mer mal!“

Ging nicht das Gerücht, dass zunächst ohne die Risikogruppe, also Schauspieler im fortgeschrittenen Alter, gedreht werden soll?

Das kann ich nicht bestätigen, zumal in unserem Film auch Jutta Wachowiak mitspielt. Die ist noch ein paar Jahre älter als ich. Dieses Gerücht ist wie ein Menetekel an der Wand erschienen: Die Alten werden rausgeschrieben. Ich weiß weder, wer das in die Welt gesetzt, noch wie ernst es damit ist.

Was drehen Sie denn am 9. Juli?

Den neuen Erzgebirge-Krimi. Ich bin der korrupte Bürgermeister.

www.theaterhaus-jena.de