Frank Quilitzsch spricht mit Thomas Thieme über Dreharbeiten in Coronazeiten.

Herr Thieme, wo sind Sie?

Thomas Thieme Im Biergarten von Alberoda. Wir drehen einen Krimi.

Bei bester Gesundheit, hoffe ich.

Ich bin vor ein paar Tagen getestet worden. Da war ich ohne Befund.

Hollywood verschiebt eine Produktion nach der anderen, und Sie drehen munter im kleinen, engen Erzgebirge. Wie geht das?

Ich nehme mal an, dass Hollywood vor allen Dingen seine Blockbuster verschiebt, weil da der Sicherheitsaufwand zu gewaltig ist. In Deutschland wird viel gedreht.

Wie sind die Abstände am Set?

Alles, was hinter der Kamera ist, hat Masken. Alles was vor der Kamera ist, muss so gesetzt oder gestellt werden, dass die Abstände einzuhalten sind.

Im Krimi gibt es doch Gerangel.

Gerangel habe ich nicht. Ich führe intrigante Gespräche.

Wurden die Kuss-Szenen aus dem Drehbuch gestrichen?

Bei mir? Die hat man doch schon vor fünfzig Jahren gestrichen. Und das hält noch immer an.

In „Sterben statt Erben“ spielen Sie einen korrupten Bürgermeister...

Intrigant ist meine Figur schon. Aber korrupt? Das hört man, es wird aber nicht wirklich bewiesen. Der Bürgermeister steht auch nicht im Mittelpunkt des Films. Hier geht es um den Mord an einem Schlossbesitzer, der ihm angehängt wird.

Was mich besonders freut: Sie sind Ihrem Kollegen und Freund Andreas Schmidt-Schaller wiederbegegnet. Wie geht es ihm?

Was soll ich sagen? Man könnte von ihm das Gleiche sagen, wie von mir: Er ist eben älter geworden.

Wen verkörpert er?

Den Vater einer Försterin.

Die Försterin spielt Teresa Weißbach, eine gebürtige Zwickauerin.

Da wissen Sie wieder mehr als ich.

Drehen Sie dort?

In der Nähe. Wir sind im Wesentlichen in Hartenstein. Wir waren auch schon in Aue. Morgen geht es zur Talsperre Sosa.

Die Gegend kennen Sie sicher noch aus Ihrer Sturm-und-Drang-Zeit am Theater Görlitz-Zittau.

Lange her. Außerdem sieht hier alles gleich aus. Aber hier ist eine Kollegin, die in Erlabrunn, also praktisch um die Ecke, geboren wurde. Sie heißt Kathleen Morgeneyer und ihr Cousin ist, was sicher uns beide freut, ein gewisser Dirk Schuster...

Aha.

Hallo, ich sagte Dirk Schuster. Klingelt da nichts bei Ihnen?

Der Fußballer?

DDR-Nationalspieler und momentan Retter vom FC Erzgebirge Aue. Vorher hat er als Trainer von Darmstadt 98 eine sehr gute Figur gemacht, hat die Jungs von der dritten Liga bis in die Bundesliga geführt.

Aue ist die letzte Mannschaft, die im Osten das Fußballfähnchen noch hochhält.

Aber wie! Ohne Skandale, ohne Bohei! Wenn du dir das Stadion anguckst, ich hab’s nur von oben, vom Berg aus, gesehen: Lauschig. Dagegen ist das Erfurter Stadion das Olympiastadion.

Bloß, geht da keiner mehr hin.

Ja, in Erfurt sind die Lampen ausgegangen. In Aue brennen sie wie verrückt. Da ist noch richtig was los.

Thomas Thieme: Ich Hoeneß Kohl. Gespräche mit Frank Quilitzsch. Mit einer Verlängerung von Günter Netzer, Klartext-Verlag, Essen, 220 S., 19,90 Euro