Berlin. AfD und Taurus-Raketen: Markus Lanz diskutierte deutsche Schmerzpunkte. Die Gemüter liefen heiß – vor allem zum Ende der Sendung.

Zu Späßen war Norbert Röttgen am Ende des Abends nicht mehr aufgelegt. „Das ist unfair und nicht in Ordnung“, wetterte der CDU-Politiker, als Markus Lanz mitten in einer hitzigen Debatte mit „Stern“-Journalist Veit Medick in den Ring trat, um den Abend aus Zeitgründen für beendet zu erklären. „Sie haben großes Glück. Die Uhr ist komplett auf Ihrer Seite, Herr Röttgen“, versuchte der Moderator das abrupte Ende humoristisch zu überspielen. Doch in dem Politiker brodelte es sichtlich.

Der Grund: Sowohl Lanz als auch Medick wollten aus Röttgen herauskitzeln, welchen Plan die CDU mit Blick auf die hohen Umfrageergebnisse der AfD in Thüringen habe. 30 Prozent der Stimmen könnten nach aktuellem Stand an die gesichert rechtsextremistische Partei des Thüringer Landeschefs Björn Höcke gehen. Damit wäre sie mit Abstand die stärkste Partei. Die Linke kommt auf 15 bis 20 Prozent, die CDU liegt ebenfalls bei etwa 20 Prozent.

CDU in der Zwickmühle

Eigentlich hatte die CDU in ihrer Unvereinbarkeitsvereinbarung „Koalitionen und ähnliche Formen der Zusammenarbeit sowohl mit der Linkspartei als auch mit der Alternative für Deutschland“ ausgeschlossen. Doch was wäre, wenn nur eine Koalition mit der Linken Björn Höcke als Ministerpräsidenten verhindern könnte? Diese Wahl könnte „die CDU in ein machtpolitisches Dilemma steuern“, kommentierte Journalist Medick die Zwickmühle der Partei.

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Doch auf diese Diskussion wollte sich Röttgen auf keinen Fall einlassen. Aus den aktuellen Umfragewerten ziehe er nur eine Konsequenz. „Wir müssen alles tun, um zu verhindern, dass aus dieser Umfrage ein Wahlergebnis wird.“ Gleichzeitig betonte er, dass sich die Aussage der CDU nicht verändern werde. Für die Partei komme eine Kooperation mit der AfD nicht infrage, stattdessen werbe man für die CDU und „alle anderen Parteien der demokratischen Mitte. Alles andere wäre fatal.“

Taurus-Frage erhitzt die Gemüter

Es war nicht das erste Mal, dass sich Röttgen und Medick aneinander rieben. Bereits zu Beginn der Sendung, als Röttgen wieder einmal das Zögern von Bundeskanzler Olaf Scholz bei der Lieferung von Taurus-Raketen an die Ukraine kritisiert hatte, schlug sich der Journalist auf die andere Seite. Auch er sehe, dass es aktuell viele Gründe gebe, um den Kanzler zu kritisieren, allerdings sei gerade die Ukraine-Politik „eher eine Stärke von ihm“.

Er halte es für falsch, so zu tun, als würde die Lage an der Front nur von einem Waffensystem abhängen. „Die Verengung auf ein Waffensystem ist schwierig“, betonte der Journalist. Ganz anders sah es Röttgen.

In seinen Augen seien Taurus-Raketen eine „Komponente, die strategische Bedeutung“ habe. Da die Raketen eine große Reichweite hätten, müssten die ukrainischen Soldaten nicht mehr so nah an die Front, um relevante russische Ziele zu zerstören, erklärte der Politiker. Mehrfach betonte er: „Es geht darum, dass der Krieg besiegt wird und aus Europa vertrieben wird.“

Wie kommen wir aus dem Krieg heraus?

Genau an diesem Punkt diskutiere der Politiker seiner Meinung nach an der Psyche des Landes vorbei, hackte Journalist Medick ein. Viele Deutsche interessiere berechtigterweise die Frage, wie wir aus diesem Krieg herauskommen. Diese Frage sowie die Hoffnung auf Antworten würden von der Politik aktuell zu wenig diskutiert. Stattdessen würden dort immer mehr neue Parteien einhacken.

Es könne jedoch nicht in „unserem Interesse sein, dass dieses Gefühl von Extremisten abgeholt wird. Diese Diskussion muss bei den etablierten Parteien stattfinden“, betonte Medick.

Auch die anwesende Politikwissenschaftlerin Sarah Pagung teilte die Ansicht, dass es nicht eine Waffe sei, die den Krieg verändere. Gleichzeitig betonte sie jedoch

die kritische Situation der ukrainischen Armee

Ein durch einen russischen Drohnenangriff beschädigtes Wohnhochhaus in Charkiw.
Ein durch einen russischen Drohnenangriff beschädigtes Wohnhochhaus in Charkiw. © Ukrinform/dpa
Zerstörungen in Charkiw.
Zerstörungen in Charkiw. © Ukrinform/dpa
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bekräftigt, dass eine Mitgliedschaft in der Nato für die Ukraine «unveränderliche Priorität» habe.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bekräftigt, dass eine Mitgliedschaft in der Nato für die Ukraine «unveränderliche Priorität» habe. © Efrem Lukatsky/AP/dpa
Ukrainische Soldaten arbeiten am Bundeswehrstandort Klietz im Rahmen ihrer Ausbildung an einem Leopard-Kampfpanzer.
Ukrainische Soldaten arbeiten am Bundeswehrstandort Klietz im Rahmen ihrer Ausbildung an einem Leopard-Kampfpanzer. © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa
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. Denn während Russland den Druck hoch halte und seine Rüstungsindustrie weiter hochfahre, kämpfe die Ukraine aktuell mit Material- und Personalproblemen.

Sie betonte: „Wir brauchen mehr europäische Initiativen, mehr Koordination und finanzielle Ressourcen, die politisch unterstützt werden.”

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